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Mittellandkanal 100 Jahre alt

Post gibt Sonderbriefmarke zum 325 Kilometer langen Wasserweg heraus

Von Monika Wendel
Hannover/Minden (dpa). In der Geburtsstunde des Mittellandkanals vor 100 Jahren waren die heutigen Ausmaße der »Riesen-Pötte« kaum vorstellbar. Die 325 Kilometer lange Wasserstraße musste immer wieder ausgebaut werden, um Platz für moderne Güterschiffe mit 110 Metern Länge und bis zu 2,80 Metern Tiefgang zu schaffen.

Zum Jubiläum »100 Jahre Mittellandkanal« hat das Bundesfinanzministerium eine Sonderbriefmarke aufgelegt. Politiker und Schifffahrts-Experten kamen gestern in Hannover zu einem Festakt zusammen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) betonte dabei vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der Ost-West-Achse: »Der Mittellandkanal hat die Industrialisierung Niedersachsens richtig in Gang gebracht. Die Entwicklung von Volkswagen und Salzgitter-Stahl wäre ohne den Kanal so nicht realisiert worden.«
Der Mittellandkanal ist die einzige Ost-West-Verbindung Norddeutschlands und ein bedeutender Teil der Hauptroute vom Rhein bis nach Berlin. Am 1. April 1905 wurde der Bau des westlichen Teilstücks zwischen Bergeshövede in Nordrhein-Westfalen und Hannover beschlossen. Der Kanal verbindet Rhein, Ems und Weser mit der Elbe und Oder. Heute endet die Wasserstraße mit der Kanalbrücke über die Elbe am Wasserstraßenkreuz Magdeburg.
Mehr als 20 Millionen Tonnen Güter werden nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums jährlich »kostengünstig, umweltfreundlich und leise« über den Mittellandkanal transportiert. Die Hindenburg-Schleuse in Anderten bei Hannover passierten 2004 genau 17 665 Fahrzeuge mit einer Gütermenge von fast 11 Millionen Tonnen, berichtete der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (Duisburg), Jörg Rusche.
Dennoch führt die Binnenschifffahrt in den Augen von Fachleuten ein Schattendasein neben dem Güterverkehr auf der Schiene und der Straße. »Es wird zu wenig gesehen, was Schiffe leisten können«, meint der Diplom-Ingenieur Carsten Fitschen im Wasser- und Schifffahrtsamt in Minden (NRW). Umso mehr kann er sich für die eigens aufgelegte Briefmarke zum Jubiläum des Mittellandkanals begeistern.
»Das ist ein Highlight für uns. Die Mitarbeiter fühlen sich mit dem Kanal doch verbunden«, sagte Fitschen. Nicht nur für die Mitarbeiter: Die Schachtschleuse in Minden hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Die Briefmarke zum 100. Geburtstag des Kanals ist von morgen an bei der Post zu haben und zeigt die 2003 in Betrieb genommene Kanalbrücke bei Magdeburg.

Artikel vom 06.04.2005