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Viel Trubel und nur wenig Platz

Elternwunsch: Paderborner Kinderbibliothek samstags länger öffnen

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)

Paderborn (WV). Man stelle sich vor, es ist Samstag, es regnet und die Kinder haben Langeweile. Da gibt's nur eins: Ab in die KiBi und schmökern und spielen, bis die Bibliothekare mittags um eins zum Aufbruch mahnen. Der Toresschluss kommt für viele Besucher reichlich früh, sie wünschen sich samstags mehr Zeit und auch mehr Platz in der Kinderbibliothek.

»Ich fände eine Öffnung der KiBi auch am Samstagnachmittag gut«, meint Ulrike Schneider (34) aus der Südstadt, die mit ihrem vierjährigen Sohn Jannis oft und gerne das Haus der Kinderbücher in der Rathauspassage aufsucht. Während der Filius in den Kisten mit Bilderbüchern stöbert (er bevorzugt Geschichten mit Dinosaueriern und Astronauten), blättert die Mama in Ratgebern und Wissensreihen für Kinder. »Das Angebot hier ist gut und vielfältig«, lobt Ulrike Schneider, »und ich finde es klasse, dass das Anschauen und Ausleihen nichts kostet«.
Auch Reinhild Weber (45) aus Paderborn gehört mit ihrer achtjährigen Tochter Anna-Sophie zu den regelmäßigen Besuchern der Kinderbibliothek. Die Mutter schätzt die große Auswahl. »Es gibt vieles, was ich noch nicht kenne, oder Medien, bei denen ich ein richtiges Aha-Erlebnis habe«, sagt sie und freut sich zugleich über den guten Zustand der Bücher und ansprechende KiBi-Sonderaktionen.
Was diese beiden Mütter und viele andere Eltern vermissen, ist ein wenig Ruhe zum Lesen an den quirligen Samstagvormittagen, an denen die KiBi drei Stunden geöffnet ist. Gut 22 000 kleine und große Besucher wurden im vergangenen Jahr samstags in der Kinderbibliothek gezählt. In der ungleich größeren Hauptstelle der Stadtbibliothek am Rothoborn waren es 32 500 Nutzer (zum Vergleich die Besucherzahlen von Montag bis Freitag im Jahr 2004: Kibi 97 400 und Hauptstelle 179 000 bei Öffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr).
Katrin Stroth, die Leiterin der Paderborner Stadtbibliothek, bestätigt, dass samstags in der Einrichtung am meisten los ist. Eine Verlängerung der Öffnungszeit sei jedoch aus personellen und finanziellen Gründen nicht möglich. »Da müssten die Gremien des Stadtrates eine grundsätzliche Entscheidung treffen«, verweist die 34-Jährige auf eingeschränkte Befugnisse in ihrem Amt. Sie teilt jedoch die Ansicht, dass die Kinderbibliothek mit einer Fläche von 227 Quadratmetern »viel zu klein ist«. Ein neues Quartier steht jedoch nicht in Aussicht, der Mietvertrag für die Räume in der Rathauspassage wurde erst im vergangenen Jahr verlängert.
»Vielleicht könnte man die obere Etage dazu nehmen, auf der die Computerbibliothek untergebracht ist«, überlegt Ingrid Löcke (38) aus Paderborn, die mit ihren Sprösslingen immer wieder samstags der KiBi einen Besuch abstattet. Wenn David (9) sich in Comics versenkt, Miriam (7) Pferdegeschichten studiert und Judith (4) in Bilderbüchern blättert, dann vergehen die drei Öffnungsstunden wie im Flug.
»Wir sind jetzt auch schon zweieinhalb Stunden hier«, erzählt Annemarie Gausemeier (38) aus Salzkotten und bestätigt damit die Attraktivität der KiBi, in der sich ihre vier Söhne Lucas, Jan, Florian und Stefan, sieben bis elf Jahre alt, mit Lesefutter und Computerspielen versorgen. »Ein Kaffee wäre jetzt schön«, meint die Mutter, aber den gibt es in der KiBi, im Gegensatz zu anderen Einrichtungen der Stadtbibliothek, auch nicht.

Artikel vom 07.04.2005