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Fast zehn Jahre
Haft angekündigt

Sexueller Missbrauch von Kindern


Bielefeld (uko). Mit einer ganz langen Haftstrafe muss ein Bielefelder rechnen, der seit Dienstag wegen sexuellen Missbrauch von Kindern vor dem Landgericht steht. Die Jugendkammer kündigte dem Mann ein Strafmaß von »unter zehn Jahren« an.
Die Vorwürfe sind in ihrer Häufigkeit massiv. Der 45-jährige Dieter S. sah sich gestern daher mit drei Anklagen von Staatsanwalt Lothar Hirschberg konfrontiert. Der bis zu seiner Inhaftierung selbständige Transportunternehmer sollte demnach in den Jahren 1994 bis 1997 seine Adoptivtochter Erika (alle Namen der Opfer geändert) sexuell missbraucht haben. Das Mädchen war zu Beginn der Übergriffe erst elf Jahre jung.
In den Jahren 2000 bis 2003 sollte dann die zu Beginn ebenfalls erst elfjährige Anna, die Tochter seiner damaligen Lebensgefährten, Opfer der Übergriffe gewesen sein. Mit diesem Mädchen, so Hirschberg, habe Dieter S. auch einmal den Geschlechtsverkehr durchgeführt.
Eine dritte Anklage warf dem Mann zudem vor, im Jahr 2003 die erst zehnjährige Susanne missbraucht zu haben. Dieses Mädchen war die Tochter einer weiteren Partnerin des Bielefelders. - Dieter S. hatte sich zu Beginn der Hauptverhandlung von den Vorwürfen freiwaschen wollen. Nur einige wenige Taten hatte er gestanden. Im übrigen sei er von den (erst zehn- und elfjährigen) Schülerinnen verführt worden.
Kammervorsitzender Reinhard Kollmeyer machte dem Angeklagten gestern unmissverständlich die Marschroute des Gerichts in Sachen sexuellen Missbrauchs klar: »Die Zeiten für Sexualstraftäter sind schlecht, die Chancen für bestreitende Sexualstraftäter auf vorzeitige Entlassung aus der Haft sind gleich null.« Dieter S. nahm das Angebot an, bat um die Beratung über eine Höchststrafe im Falle eines Geständnisses. Nach Kollmeyers Ankündigung, das Gericht werde »unter zehn Jahren« bleiben, ließ er seinen Verteidiger ein umfassendes Geständnis erklären.
Im Raum steht daneben auch noch die Sicherungsverwahrung für den Bielefelder. Zwei Sachverständige haben dem Mann gestern eine denkbar schlechte Zukunftsprognose ausgestellt. - Der Prozess wird fortgesetzt.

Artikel vom 06.04.2005