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Deutsche nur
Außenseiter

Fahrer-Sextett beim WM-Auftakt

Leipzig (dpa). Mit so geringen Erwartungen wie nie in den vergangenen 15 Jahren starten die deutschen Piloten in die Motorrad-Weltmeisterschaft. Beim Saisonauftakt am Sonntag im südspanischen Jerez de la Frontera, wenn wieder mehr als 150 000 Fans die Fahrer bejubeln, sind die sechs deutschen Starter nur Außenseiter.

Dabei dürfte der Bochumer Alex Hofmann in der »Königsklasse« MotoGP noch die größten Aussichten haben, in den 17 Rennen der Straßen-WM-Serie konstant unter die ersten 15 und damit in die Punkteränge zu fahren.
Der 24-jährige Hofmann schiebt seine Kawasaki in der am besten besetzten der drei WM-Hubraumklassen an den Start. Immerhin tummeln sich im hochklassigen Feld der 22 Fixstarter sieben Männer, die 18 WM-Titel und 264 Siege gesammelt haben. Die MotoGP-Klasse wartet auch mit der spektakulärsten Neuerung auf.
Vor allem wegen der TV-Übertragungen werden die Rennen bei einsetzendem Regen nicht mehr unterbrochen. Vielmehr dürfen die Piloten dann ihre Motorräder wechseln. Sind sie mit Regenreifen gestartet, müssen nach dem Motorradwechsel Slicks aufgezogen sein. Bei Trockenstarts mit Slicks sind entweder Regenreifen oder Intermediates vorgeschrieben.
Von der zweiten großen Neuerung ist der 28-jährige Steve Jenkner (Hohenstein-Ernstthal) betroffen. Der erfolgreichste deutsche Fahrer der vergangenen Jahre musste aus Altersgründen von der Achtelliterklasse in die Kategorie bis 250 ccm wechseln. Die kleinste Hubraumklasse, in der Dirk Raudies vor nunmehr zwölf Jahren als letzter deutscher Motorrad-Pilot Weltmeister wurde, soll dem Nachwuchs vorbehalten bleiben. Neben Jenkner mussten weitere sechs Fahrer aus den Top-Ten des vergangenen Jahres wechseln. Dafür erhielten die erst 15-jährigen WM-Neulinge Sascha Hommel (Reichenbach) und Sandro Cortese (Ochsenhausen) Startrecht.
In der Viertelliterklasse dürfte der nur 1,62 m große Jenkner zumindest im ersten Jahr nicht um Plätze bei der Siegerehrung kämpfen können. Bei den traditionellen Tests aller Mannschaften Ende März in Jerez gelang dem Sachsen nur die 15. Zeit. »Wenn ich mit der 250er Gas gebe, schiebt das Ding gewaltig nach vorn. Mit der 125er hat es zwischen den Kurven etwas gedauert, bis man ankam. Mit der 250er bist du blitzartig dort und musst dich mit dem Einlenken beeilen. Das größere Motorrad kann man nicht mehr allein mit Körperbewegungen kontrollieren. Du musst echt mit den Armen arbeiten, damit die Maschine ausgangs der Kurve dahin steuert, wo du gern hin willst«, beschrieb Jenkner den Unterschied.
Doch auch wenn er nicht mit Spitzen-Platzierungen aufwarten sollte, dürfte er seinen Startplatz sicher haben, denn sowohl für die Hersteller als auch den internationalen Verband sind Fahrer aus dem größten europäischen Motorrad-Markt sehr wichtig.
Deshalb hat sie auch der Ausstieg des Kölner Privatsenders RTL von den Übertragungen der WM-Rennen hart getroffen. Die Lücke wird jedoch Eurosport ausfüllen. Der Sportkanal sendet in diesem Jahr alle Rennen live.

Artikel vom 09.04.2005