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Kaum Topverdiener

Große Unterschiede bei Akademikerberufen

Düsseldorf (WB). Selbstständige Anwälte und Praxisärzte gehören zu den am schlechtesten bezahlten Akademikerberufen.

Vom Image der Topverdiener muss sich das Gros der jungen Anwälte und Praxisärzte verabschieden. Die hohe Zahl an Juristen und Medizinern hat das Einkommensniveau so stark unter Druck gesetzt, dass ein selbstständiger Anwalt derzeit auf nur noch 18000 Euro netto jährlich kommt, knapp 21000 Euro sind es bei einem jungen Mediziner mit eigener Praxis. Von den 36400 Euro, die Akademiker mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung im Schnitt verdienen, sind Juristen und Praxisärzte damit meilenweit entfernt. Das berichtet das Job- und Wirtschaftsmagazin »karriere«.
Verglichen mit den Einstiegsgehältern von Wirtschaftswissenschaftlern oder Ingenieuren gehören auch junge Grafiker (Jahresgehalt: 27400 Euro), Texter (29250 Euro) und Pädagogen (29670 Euro) zu den schlecht bezahltesten Akademikerberufen.
So liegt etwa das Einstiegsgehalt eines Investmentbankers mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung an der Spitze bei 69600 Euro. Steuerberater steigen im Schnitt mit 48500 Euro im Jahr ein, Unternehmensberater mit gut 46000 Euro und IT-Berater mit 43000 Euro.
Ein junger, angestellter Architekt mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung muss sich dagegen mit 27000 Euro im Jahr zufrieden geben. Wenn er überhaupt eine Stelle bekommt. Die chronische Schwäche der Baubranche treibt inzwischen schlimme Blüten: Jobeinsteiger verdingen sich als 500-Euro-Langzeit-Praktikanten, um Praxiserfahrung zu bekommen. Je renommierter das Büro, desto kostenloser.
Legendäre Einstiegsgehälter in Großkanzleien von 50000 bis 80000 Euro werden nur drei bis vier Prozent der Junganwälte zuteil. Nach einer Studie der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) kommen Einzelanwälte, immerhin 55 Prozent der Anwaltschaft, im Schnitt auf 1500 Euro netto pro Monat - ohne Alters- und Krankenvorsorge. »In Kanzleien mit fünf bis sieben Anwälten hat man dagegen schon eine reelle Chance, mehr als einen Hungerlohn zu verdienen«, sagt Cord Brügmann, Geschäftsführer des Deutschen Anwaltvereins (DAV). Entsprechende Stellen für Hochschulabsolventen und junge Berufstätige sind aber rar.
Ähnlich geht es den selbstständigen Praxisärzten: »Sie müssen erheblich investieren. Eine Praxis, ob neu oder übernommen, ist teuer und die Einkommenssituation vielerorts sehr unsicher«, sagt Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Weitere Schwierigkeit: Laut Zulassungsverordnung dürfen sich Ärzte nur dort niederlassen, wo Bedarf besteht, und nicht dort, wo sie gute Geschäfte erwarten.

Artikel vom 09.04.2005