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Beim Schnapsbrennen erwischt

Erinnerungen von Walfried Wankelmann aus Niedermehnen


Niedermehnen (WB). Der Niedermehner Hobby-Autor Walfried Wankelmann schreibt in seinem heutigen Beitrag über das »Schnapsbrennen«.
»Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag berichtete, war es in den Nachkriegsjahren üblich, aus Zuckerrüben einen Rübenkrautsirup oder auch Schnaps, den sogenannten »Eigenheimer«) herzustellen. Dieses war jedoch illegal, und so kam es, dass meine Freunde und ich angezeigt wurden.
Die beiden damaligen Polizisten Meier und Limberg hatten deshalb den Auftrag, uns zu überprüfen. Sie hatten sich lange Zeit auf die Lauer gelegt und wurden eines Abends fündig, denn wir hatten vergessen, unsere Fenster zu verdunkeln. Sie ertappten uns beim Schnaps-Brennen. Nun war guter Rat teuer - unsere Geräte wurden beschlagnahmt und wir bekamen eine Vorladung zum Amtsgericht in Lübbecke.
Der Richter hatte jedoch scheinbar ein wenig Verständnis für diese Art des Vergehens und »verdonnerte« mich und meine beiden Freunde nur zu einer Strafe von jeweils 150 Reichsmark. Das war eine sehr milde Strafe, denn mit die Reichsmark konnte man damals sowieso nichts kaufen. So erhielt man beispielsweise für eine Schachtel Zigaretten, die man von amerikanischen Soldaten ertauscht hatte, ungefähr 150 Reichsmark auf dem Schwarzmarkt. So konnten wir unsere Strafe schnell abbezahlen um dann mit neuen Geräten wieder unseren »Eigenheimer« herzustellen.
Die Gefahren dieses Selbstgebrannten waren jedoch nicht zu unterschätzen. So kam es, dass auf einem Holskenball in Niedermehnen ein junger Mann zu viel »Eigenheimer« getrunken hatte und deshalb plötzlich umfiel und blau anlief. Wir dachten an eine Alkoholvergiftung und alarmierten sofort den damaligen Leverner Arzt Dr. Romberg.
Dieser kam schnell und konnte dem jungen Mann glücklicherweie noch helfen. Wir alle waren deshalb froh, dass noch einmal alles gut gegangen war und waren anschließend vielleicht etwas vorsichtiger beim Genuss unseres »Eigenheimers«.

Artikel vom 07.04.2005