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Bielefelder sparen bei der letzten Ruhe

Immer mehr Urnenbestattungen

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Bielefelder sparen an den Kosten für die letzte Ruhe. Die Gebührenrechnung für die städtischen Friedhöfe geht deshalb nicht mehr auf. Für das laufende Jahr wird mit einem Verlust von 1,15 Millionen Euro bei den Friedhofsgebühren gerechnet.

»Auch die Vorgabe des Haushaltssicherungskonzeptes, von diesem Jahr an kostendeckende Gebühren zu erheben, kann nicht eingehalten werden«, sagt Klaus Kugler-Schuckmann, Chef des städtischen Umweltbetriebes, von dem auch die Friedhöfe bewirtschaftet werden.
Die Gesundheitsreform und der damit verbundene Wegfall des Sterbegeldes hat die Zahl der Erdbeisetzungen im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Immer häufiger lassen Angehörige ihre verstorbenen Familienmitglieder in einem Urnengrab bestatten. Entfielen im Jahr 2003 von den 2229 Beisetzungen auf kommunalen Friedhöfen noch 44 Prozent auf Urnenbestattungen, lag der Anteil im vergangenen Jahr bereits bei 49 Prozent - bei einer rückläufigen Zahl von insgesamt 2073 Bestattungen. In diesem Jahr, so die Schätzungen der Friedhofsverwaltung, dürfte die 50-Prozent-Marke deutlich überschritten werden.
Während für Erdbestattungen in einem Wahlgrab auf einem der Bezirksfriedhöfe 1007 Euro berechnet werden, kostet die Urnenbeisetzung in einem Wahlgrab nur 230 Euro. In die Gebührenkalkulation fließen aber auch die Unterhaltungskosten der Friedhöfe ein. Die sind gleichbleibend hoch, selbst wenn sich immer mehr Menschen für eine Urnenbestattung entscheiden.
UWB-Chef Kugler-Schuckmann warnt jedoch davor, kostendeckende Friedhofsgebühren einzuführen: »Die wären dann so hoch, dass immer mehr Bürger auf nichtkommunale Friedhöfe ausweichen würden.« Schon jetzt sei die Zahl die Bestattungen auf den kommunalen Friedhöfen rückläufig. Die Fixkosten könnten dann kaum noch aufgefangen werden.
Zurzeit wird in der Friedhofsverwaltung an einem neuen Gesamtkonzept gearbeitet. Ziel soll es sein, die Friedhofsflächen zu verkleinern, durch einen Flächenverkauf Geld für eine Rücklage zu erwirtschaften. Doch darin steckt eine Menge Konfliktpotenzial, was etwa die Auseinandersetzung um die Zukunft des alten Friedhofs in Brake zeigt. Auch der Gebührenkatalog soll reformiert werden.
Dass die städtischen Friedhöfe zum Umweltbetrieb gehören, führt immerhin zu einer deutlichen Reduzierung des Fehlbetrages. Weil der UWB wie ein Wirtschaftsunternehmen abrechnet und Abschreibungen entsprechend einbezieht, fällt das Defizit um 500 000 Euro geringer aus als nach klassischer kommunaler Gebührenberechnung.

Artikel vom 05.04.2005