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Diplom-Ingenieur verstrickt
Firmen ins Auftrags-Kartell

Marktkauf-Märkte zur Manipulation missbraucht

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Die betrügerischen Vorgänge um den Bau der »Marktkauf«-Immobilien werden jetzt von einem Gericht geklärt: Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Chef des Ingenieurbüros IBB, Klaus B. (54) jetzt der 56 Fälle von »Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr« angeklagt.

In den Jahren 1998 bis 2002 hatten die beiden Bielefelder Betriebe des Diplom-Ingenieurs, IBB GmbH und BGS Gebäude Service, den Hauptanteil der Bauplanung für Immobilien der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AVA). Sofern neue Lebensmittelmärkte oder Baumärkte für die »Marktkauf«-Kette neu errichtet oder modernisiert wurden, waren die Firmen von Klaus B. federführend. In seinen Baubüros liefen die Fäden für die Auftragsvergaben zusammen.
Nach der Anklage der Staatsanwälte Ralf Günther und Dr. Thomas Funcke gab sich Klaus B. mit dieser Abwicklung nicht zufrieden. Während er die Ausschreibungen für verschiedene Gewerke durchführte, bevorzugte er bestimmte Firmen auf der Bieterliste mit der Vergabe der Arbeiten. Voraussetzung allerdings war die Zahlung einer Provision an ihn. Diese Zahlungen waren bei drei Prozent der Auftragssumme zementiert.
Die Firmen zahlten stillschweigend und kamen in den Genuss der Arbeiten. Klaus B. soll das Geld in seine Betriebe investiert haben. Wer sich dem Kartell des Diplom-Ingenieurs anschloss, dem wurde auf der Bieterliste eine bevorzugte Position eingeräumt. Häufig teilte B. diesen Firmen auch die jeweiligen günstigsten Angebote anderer Bieter mit. Um die Provisionszahlungen zu verschleiern, stellte Klaus B. seinen »Spezis« im Gegenzug Rechnungen aus. Auf diese Weise wurde die Provisionen als »Ingenieurleistungen« kaschiert. Vornehmlich kamen Bielefelder Firmen in die Vorteile dieser manipulierten Auftragsvergabe. Bei der AVA ahnte man von den Machenschaften des Klaus B. nichts.
Lediglich der frühere AVA-Prokurist Ewald C. (Name geändert) wusste von den wettbewerbswidrigen Absprachen. Der Mann ist vor kurzer Zeit zu 20 Monaten Bewährungsstrafe (Geldauflage 45 000 Euro) wegen Untreue verurteilt worden. Er hatte beim Bau des Sennestädter Bau- und Gartenmarktes des »Marktkauf« Arbeiten der Gewerke Heizung und Sanitär zweimal abgerechnet. Dadurch war der AVA ein Schaden von 117 900 Mark entstanden.
Und bei der Abrechnung von Sicherheitseinrichtungen des Marktes hatte C. ähnlich abgerechnet und weitere 105 000 Mark Schaden verursacht. - Ingenieur Klaus B. und Prokurist Ewald C. waren auch privat verbandelt gewesen: Beide Männer hatte in den 90er Jahren gemeinsam Immobilien auf Amrum, in Rostock, in Leopoldshöhe und an der Humboldtstraße in Bielefeld erworben.

Artikel vom 05.04.2005