05.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Letzte Ruhe im Petersdom

Johannes Paul II. wird Freitag beigesetzt - Millionen Pilger in Rom erwartet

Rom (dpa/AP/WB/pic). Papst Johannes Paul II. wird am Freitag im Vatikan beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte ist die Krypta des Petersdoms. Das entschied das Kardinals-Kollegium, das zwei Tage nach dem Tod des Papstes gestern erstmals zusammenkam.

Damit wurde die Hoffnung vieler Polen enttäuscht, dass der Papst entgegen der Tradition in seinem Heimatland beerdigt werden könnte.
Unter Glockengeläut wurde der Leichnam von Johannes Paul am frühen Abend in den Petersdom gebracht, wo ihm die Gläubigen drei Tage lang die letzte Ehre erweisen können. Den Weg der Prozession säumten zehntausende Menschen.
Der Leichnam im roten Messgewand wurde, begleitet von Schweizergardisten und hohen kirchlichen Würdenträgern, aus der Sala Clementina getragen. Dort war er zuvor für Kirchenvertreter und Angehörige des Vatikanstaates zu sehen. Der Weg der Prozession führte dann weiter aus einem Seitentor des Apostolischen Palastes in die Peterskirche.
Zu den Trauerfeiern und für die »Zeit zwischen den Päpsten« werden in Rom mehrere Millionen Gläubige erwartet. Zur Beisetzung wollen 200 Staatsoberhäupter und Regierungschefs anreisen. Aus Deutschland nehmen Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder an der Trauerzeremonie teil.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker nimmt Freitag nicht an den Trauerfeierlichkeiten in Rom teil. Der Oberhirte von 1,8 Millionen Christen will am Abend zuvor zusammen mit Gläubigen aus dem Erzbistum im Paderborner Dom in einem Requiem (19.30 Uhr) für den verstorbenen Papst beten. Johannes Paul II. hatte bei seinem Paderborn-Besuch 1996 im Paderborner Dom als erster Papst in der Kirchengeschichte einen Gottesdienst zusammen mit Vertretern der evangelischen Kirche gefeiert. Erzbischof Becker nimmt am morgigen Mittwoch in Berlin am Pontifikalrequiem zum Gedenken an Papst Johannes Paul II. in der Johannes-Basilika teil.
Erste Aufgabe der Kardinalskongregation war es gestern, das päpstliche Siegel zu zerstören. Dieses Ritual ist vom Kirchenrecht vorgesehen, damit niemand päpstliche Dokumente fälschen kann.
Der Termin für den Beginn der Papstwahl wurde zunächst noch nicht entschieden. Nach Kirchenrecht muss das Konklave frühestens 15, spätestens 20 Tage nach dem Papsttod beginnen. Die Kardinäle treffen sich in den kommenden Tagen zu weiteren Sitzungen.
Johannes Paul II. wird nach einer Totenmesse am Freitag in den Grotten unter dem Petersdom bestattet. Er soll seine letzte Ruhestätte am ehemaligen Platz von Johannes XXIII. finden, wie Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls mitteilte.
Der einbalsamierte Leichnam von Johannes XXIII. war 2001 aus seinem Sarg in den Grotten genommen worden und ruht seitdem mumifiziert in einem gläsernen Sarg in der Basilika. Die Beisetzungsfeierlichkeiten leitet der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger.
Ihre Teilnahme an der Trauerzeremonie am Freitag haben neben US-Präsident George Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan unter anderen auch der britische Thronfolger Prinz Charles angekündigt. Er hat wegen der Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten die Hochzeit mit seiner Lebensgefährtin Camilla Parker Bowles auf Samstag verschoben. Auch Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofía werden in Rom dabei sein. Auch das belgische Königspaar hat sich angesagt.

Artikel vom 05.04.2005