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Symbiose von West und Ost

»Licht und Farbe«: Jacob-Pins-Ausstellung in der Volksbank Höxter-Beverungen

Von Wolfgang Braun und
Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). Die zentrale Rolle von Licht und Farbe in seinem Werk rückt eine Ausstellung mit Gemälden, Aquarellen und Holzschnitten von Jacob Pins in den Mittelpunkt. Sie wird am Freitag, 15. April, um 19 Uhr in der Höxteraner Hauptstelle der Volksbank Höxter-Paderborn eröffnet.

»Licht und Farbe haben im Gesamtwerk von Jacob Pins ihr besonderes Gewicht«, weiß Dr. Werner Altmeier, Kunsthistoriker und pensionierte Leiter des Museums Corvey. Als Beiratsmitglied der Jacob-Pins-Gesellschaft, die die Schau zusammen mit dem Geldinstitut veranstaltet, hält er den Einführungsvortrag. Von dessen Besuchen in Höxter kennt er den jetzt in Jerusalem lebenden 87-jährigen Pins auch persönlich. 1989 hatte Altmeier eine umfangreiche Gesamtschau der malerischen und grafischen Arbeiten des Künstlers, dessen Werke in allen großen Museen der Welt gezeigt werden, in Schloss Corvey ausgerichtet.
Pins' vielfach ausgezeichnetes Werk entstand im Bannkreis des Expressionismus: »Schon mit 12, 13 Jahren hatte Pins alles verschlungen, was er über Kunst und Künstler fand«, berichtete Altmeier im WB-Gespräch. Pins habe schon zu Beginn seiner Künstlerlaufbahn über einen »umfassenden Wissensfundus« verfügt, habe die Diskussionen von Fauvisten und Expressionisten »um Gestaltungs- und Gefühlswert von Licht und Farbe« gekannt.
1936 gelang dem 1917 in Höxter geborenen Sohn eines jüdischen Tierarztes nach Israel auszureisen, seine Eltern wurden von der Nazis umgebracht.
Pins hat (wie mehrfach berichtet) der Stadt Höxter einen wesentlichen Teil seines Gesamtwerkes des Stadt Höxter übereignet. Es wird in zwei Jahren im Jacob-Pins-Forum im zu restaurierenden Heisterman-von-Ziehlbergschen Adelshof an der Westerbachstraße der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In Jerusalem studierte Pins bei dem schon 1933 emigrierten international renommierten deutsch-jüdischen Künstler Jakob Steinhardt (1887 bis 1968), der als Schüler von Lovis Corinth und Henri Matisse die »leidenschaftliche Auseinandersetzung um Licht und Farbe im Expressionismus miterlebt hatte«, erläuterte Altmeier.
Doch das Pins'sche Werk hat auch unverkennbar neben dem Expressionismus eine zweite Wurzel. Durch Zufall war er, der 1942 mit ersten Arbeiten an die Öffentlichkeit trat, in einem Jerusalemer Antiquitätenladen auf einen japanischen Farbholzschnitt gestoßen. »Eine folgenreiche Begegnung mit fernöstlicher Kunst«, kommentiert der frühere Corveyer Museums-Chef. Durch die »einzigartige Synthese aus Expressionismus und fernöstlicher Kunst« hat Jacob Pins seine unverwechselbare individuelle Ausprägung gefunden, der die internationale Kritik hohe Anerkennung zollte.
Altmeier: »Spät- oder nachexpressionistisch, wie immer man dieses beeindruckende Oeuvre auch nennen mag, hier hat ein Nachgeborener überaus intelligent und einfühlsam aufgenommen und weiterentwickelt, was die Gründungsväter der Moderne zu Beginn des Jahrhunderts gegen alle Widerstände durchzusetzen suchten.«
Die Ausstellung ist auch ein Schritt in dem Bemühen, Jacob Pins und sein Werk einem größeren Publikum nahe zu bringen, auch um möglichst viele für das geplante Jacob-Pins-Forum zu interessieren. Informationen dazu hat die Pins-Gesellschaft in einer Schaufensterausstellung im ehemaligen Modehaus Spieker aufbereitet. Das Pins-Forum ist mit einer Investitionssumme von einer Million Euro veranschlagt. Es wird mit NRW-Mitteln aus dem Programm »Initiative ergreifen« zu 70 Prozent unterstützt. 300 000 Euro muss die Pins-Gesellschaft selbst aufbringen, was dank großer Spendenbereitschaft gelingen wird.

Artikel vom 07.04.2005