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Der Sohn der Süsterkirchen-Pastorin Erika Edusei bezeichnet es als eine besondere Fügung, an das Theater zurückgekehrt zu sein, an dem schon seine Großmutter mütterlicherseits als Mezzosopranistin wirkte. Von 1935 bis 1940 war Antonie Klinger-Wingels am Stadttheater Bielefeld engagiert. »Schade, dass sie es nicht mehr erlebt hat. Sie ist vor drei Jahren gestorben«, bedauert der 28-Jährige, der zunächst das Ratsgymnasium besuchte, sein Abitur aber am Bodelschwingh-Gymnasium ablegte, weil dort ein Musik-Leistungskurs eingerichtet wurde.
Klavierunterricht genoss der Schüler bei der anerkannten Musikpädagogin Irmhild Mundkur, ehe er in Detmold die Aufnahmeprüfung für ein Tonmeister-Studium bestand. Jedoch die Wartezeit von zwei Jahren führte Edusei nach Den Haag, wo er an der Königlichen Musikhochschule, später noch an der Universität der Künste Berlin die Studiengänge Orchesterdirigieren, Tonmeister und Klassisches Schlagzeug absolvierte.
Seither hat sich Edusei auch der zeitgenössischen Musik gewidmet. Mit dem von ihm gegründeten »ensemble m.use« brachte er mehr als dreißig Werke für großes Ensemble zur Aufführung und etablierte eine enge Zusammenarbeit mit Komponisten wie Louis Andriessen und Steve Martland. Beim Steve Reich Festival 2003 trat er in Anwesenheit des Komponisten mit dem Residentie Orkest auf.
»Neue Musik ist für mich ein normaler Bestandteil des Musikmachens«, sagt Edusei. Nur wer ein Standbein in der Gegenwart hätte, könne auch die alten Meister verstehen, so Bielefelds neuer Kapellmeister, der am jetzigen Sonntag sein Debüt mit Beethovens Fidelio geben wird.
Lampenfieber ob der großen Herausforderung ist ihm fremd. »Ich bin voller Vorfreude«, betont dann auch Edusei und vergisst nicht, ein großes Lob an die Musiker und Musikerinnen des Philharmonischen Orchesters loszuwerden. »Die sind richtig gut und durch vorhergehende Projekte solistisch sehr flexibel.«
Überhaupt freut sich Edusei über »tolle Kollegen« und fügt hinzu: »Man lernt eine Stadt von ganz anderen Seiten kennen.« Das Angebot und die Qualität des Orchesters vergleicht er mit einem Pokalhalbfinale in der Schüco-Arena.
Besonders am Herzen liegen dem Nachfolger von Dirk Kaftan aber auch die Kinder- und Jugendkonzertreihe »Musik voll fett«, für die er sich engagieren möchte. Im Rahmen dieser Reihezeichnet er am 7. Juni für das Konzert »Peer Gynt Extra - Suite« mit Musik von Edvard Grieg verantwortlich. Zudem wird Kevin John Edusei in dieser Saison noch das 7. Freitagskonzert am 3. Juni sowie das Freibadkonzert am 11. Juni in Brackwede dirigieren.
Als sein Hobby bezeichnet Edusei die Auseinandersetzung mit Literatur. »Das geht für mich Hand in Hand mit der Musik und ist überhaupt das Tolle an der Oper«, sagt der Dirigent, der zuvor am Deutschen Nationaltheater Weimar als Assistent von GMD Jac van Steen tätig war.
Daneben besuchte Edusei Meisterkurse bei Jorma Panula, Sylvain Cambreling und Peter Eötvös. Letzterer lud ihn daraufhin ein, seine Werke in Budapest und Köln zu dirigieren.
Im Sommer 2004 ernannte ihn Maestro David Zinman innerhalb des renommierten Aspen Music Festivals zum Academy Conductor der American Association of Conducting. Seit Anfang desselben Jahres gehört er zudem zur Auswahl junger Dirigenten, die innerhalb des Dirigentenforums vom Deutschen Musikrat gefördert werden.

Artikel vom 09.04.2005