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Auf China folgt Indien

Minister Clement sieht Chancen

Neu Delhi (dpa). Nach einem deutlichen Plus im vergangenen Jahr will Deutschland den Handel mit Indien weiter ausbauen. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte gestern in Neu Delhi, vor allem wegen des starken indischen Wirtschaftswachstums rechne er »auch in diesem Jahr und darüber hinaus mit einem kräftigen Zuwachs im deutsch-indischen Handel«.

Der bilaterale Handel habe im vergangenen Jahr nach einem Plus von 22,5 Prozent bei 6,22 Milliarden Euro gelegen. »Der Umfang unserer Handelsbeziehungen und unser gegenseitiges Engagement bei den Investitionen schöpfen das vorhandene Potenzial bei weitem nicht aus«, betonte Wirtschaftsminister Clement bei der Eröffnung der 15. Sitzung der Deutsch-Indischen Gemeinsamen Kommission für industrielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit. »Wir müssen unser partnerschaftliches Engagement auf beiden Seiten weiter erhöhen.« Der indische Finanzminister Palaniappan Chidambaram rief deutsche Unternehmen zu mehr Investitionen in Indien auf.
Chidambaram nannte als Felder potenzieller Zusammenarbeit unter anderem die Informationstechnologie, Biotechnologie und Telekommunikation. Die indische Regierung räume dem Aufbau von Infrastruktur Priorität ein, sagte er. Dieser Sektor könne in den nächsten zehn Jahren bis zu 150 Milliarden US-Dollar (116,4 Milliarden Euro) Auslandsinvestitionen aufnehmen.
Bei einem Treffen mit Chidambaram sagte Clement, Deutschland habe sich bislang zu wenig in Indien engagiert. Chidambaram hatte deutsche Unternehmen vor der Kommissionssitzung davor gewarnt, die Chancen zu verpassen, die der rapide wachsende indische Markt biete. Am Rande der Sitzung sagte Clement: »Die deutsche Wirtschaft und Politik haben Indien relativ spät wiederentdeckt. Aber wir haben es immerhin wiederentdeckt.« Er betonte: »Wenn wir kommen, dann kommen wir richtig.«
Der Leiter der Deutsch-Indischen Handelskammer, Bernhard Steinrücke, sagte, Indien biete »Wachstumsraten, die sich mit China vergleichen lassen«. Indien habe in Deutschland noch immer nicht den Stellenwert, den es haben müsste. Deutsche Unternehmen hätten sich »stark auf China konzentriert und Indien vernachlässigt. Das ändert sich, und das muss sich auch ändern.« Er betonte: »Die Deutschen dürfen sich einen solchen Wachstumsmarkt nicht entgehen lassen.«
Clement warb in Neu Delhi um weitere IT-Fachkräfte aus Indien. Für sie biete Deutschland immer noch attraktive Chancen.
Der Minister wird bei seinem zweitägigen Besuch in der indischen Hauptstadt von mehr als 40 Spitzenmanagern deutscher Unternehmen begleitet. Indien verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich etwa sechs Prozent.

Artikel vom 05.04.2005