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»Freie Auswahl« beim
Sprung an US-Elite-Uni

Einser-Abiturient aus Badestadt erhielt fünf Zusagen

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Der Bad Lippspringer Abiturient Alfred Dersidan (17) wird im September dieses Jahres sein Studium an einer amerikanischen EliteUniversität beginnen.

Während seine Mitschüler sich noch bis zum Sommer gedulden müssen, bis sie von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) nach Nürnberg-Erlangen oder Clausthal-Zellerfeld verteilt werden, kann sich der Primaner des Paderborner Theodorianums schon jetzt in Ruhe seine Lieblings-Uni auswählen. Der Einser-Kandidat, der sich bereits vor gut einem Jahr bei mehreren renommierten US-Unis beworben hat (das WV berichtete), kann sich über sage und schreibe fünf Zusagen freuen - von Stanford über Princeton bis Dartmouth. Die Elite-Hochschulen belegen in den einschlägigen College-Rankings regelmäßig die vorderen Plätze.
Dort, wo normalerweise nur die Kinder berühmter Politiker und Wirtschaftsbosse die Hörsaal-Bank drücken, möchte Alfred Dersidan seinen Doktor in Wirtschaftsrecht machen. »Ich hatte mit vielleicht einer Zusage gerechnet«, zeigt sich der Bad Lippspringe Medizinersohn selbst überrascht von dem Ergebnis seines Bewerbungs-Marathons. »Dass es so viele geworden sind, macht mich natürlich glücklich.« Normalerweise haben es nämlich Schüler aus hochentwickelten Industrieländern in den USA schwer, überhaupt einen Studienplatz zu bekommen. »Die Elite-Unis bevorzugen natürlich ihre eigenen Landsleute«, weiß Dersidan. »Und die für ausländische Studierende reservierten Studienplätze gehen überwiegend an Schüler aus der Dritten Welt.«
Der Sohn rumänischer Spätaussiedler, der fünf Sprachen - darunter natürlich Englisch - fließend spricht, gibt sich zuversichtlich, das Studium in der »Neuen Welt« in Rekordzeit absolvieren zu können. Statt der acht Semester, die ein amerikanischer College-Schüler bis zum Bachelor-Examen benötigt, rechnet Dersidan mit höchstens vier bis fünf. »Mit einem deutschen Einser-Schulabschluss bekommt man schon ein Jahr geschenkt«, weiß Dersidan um den ausgezeichneten Ruf des deutschen Abiturs in den Vereinigten Staaten. »Und mit dem Wissen, das man bei uns in der Oberstufe erworben hat, ist es in den USA sogar möglich, ein weiteres Jahr abzukürzen.«
Der Wissens-Vorsprung rechnet sich für den Theodorianer auch finanziell. Etwa 32 000 Dollar (rund 25 000 Euro) im Jahr kostet der Studienaufenthalt an einer amerikanischen Elite-Hochschule. Doch begabten Studis winkt dort immerhin ein Stipendium von bis zu 10 000 Dollar. Dersidan versucht jetzt sogar noch, bei der Stanford-Universität zu »pokern«. Er plant, dort sein Zulassungs-Schreiben von Princeton vorzulegen, das ihm eine höhere Stipendium-Summe anbietet. »Da alle Unis sehr daran interessiert sind, dass sich die zugelassenen Studenten auch wirklich immatrikulieren, könnte es durchaus sein, dass Stanford sein Angebot erhöht«, spekuliert Dersidan auf das gesunde Konkurrenzverhalten.
Nach dem Examen plant der Lippspringer Mediziner-Sohn, gleich in den USA zu bleiben. »Da ein großer Teil unserer Verwandtschaft bereits hier lebt, denke ich, dass ich beim Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft keine Probleme haben werde.« Und für einen ehrgeizigen und zielstrebigen Wirtschaftsjuristen gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sicher genug zu tun.

Artikel vom 07.04.2005