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Budde lässt die Conti-Reifen weltweit rollen

Hillegosser Logistikprofis glänzen mit 70 Prozent Exportquote und vollen Auftragsbüchern

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Budde Fördertechnik.

»Wir sind dort, wo die Märkte sind«, sagt Jürgen Budde. Auf dem Schreibtisch des Unternehmers stapeln sich Angebote, Flugtickets und Broschüren, Zeichnungen und 3-D-Animationen von umfangreichen Logistikanlagen. »Malaysia hat geklappt, nächste Woche bin ich in Brasilien«, berichtet der Chef knapp, was den mittelständischen Spezialisten für Fördertechnik so optimistisch voraus schauen lässt. Sowohl in Fernost als auch in Südamerika geht es hier um den Auftraggeber Continental, weltweiter Reifenzulieferer mit Hauptsitz Hannover. Für Budde verbindet sich mit Conti der Einstieg in die Industrielogistik bei einem Global-Player. Im Paket- und Verteildienst sind die Buddes ohnehin eine Hausnummer.
»Unser Team ist hoch motiviert und unglaublich engagiert bei der Sache«, freut sich Jürgen Budde (48), der zusammen mit Bruder Wolf Eckart (42) die Firma führt, Strategien entwickelt und Betriebsabläufe optimiert. Mit der Lieferung einer vollautomatischen Paketverteilanlage mit einer Stundenleistung von 20 000 Packstücken für die österreichische Post AG in Wien hat sich Budde eben die Türen zum osteuropäischen Markt geöffnet. Auftragswert der gigantischen Anlage: zehn Millionen Euro. Die Mehrheitsbeteiligung an der Comsort GmbH entwickelt sich für Budde mit 140 Mitarbeitern eben zur optimalen Ergänzung des Firmenprofils: »Unser Leistungsspektrum ist einzigartig in der Branche.« Man beherrscht Mechanik und Elektronik gleichermaßen, ist als Komplett-Dienstleister weltweit gefragt.
Gegründet 1952 von Heribert Budde, hatte der Einmann-Betrieb zunächst mit Baumaschinen gehandelt, bevor sich der Chef auf Förderanlagen und Silos für Schüttgüter konzentrierte, insbesondere auf Kohlenhandel. Das Geschäft florierte, bereits 1962 wurde an der heutigen Kollerbreite gebaut. Schon damals arbeiteten 60 Mitarbeiter für Budde, der mit der Konstruktion und Fertigung von Eigenanlagen stetig expandierte. »Wir bewegen ihre Produkte« lautete das Motto 1986. Mit Jürgen Budde, der 1983 als Diplom-Kaufmann in die Firma eingestiegen war, hatte gerade der Schritt hin zur Anlagentechnik für Paketdienste stattgefunden. Auf der Hannover-Messe wurde der Auftritt der innovativen Bielefelder in der großen Logistikhalle als mutiger Schritt bestaunt.
Was damals niemand ahnte: Heute ist Budde für alle weltweit agierenden Paketdienste im Einsatz, von DPD, GLS und DHL über Transoflex bis zu UPS. An mehr als 400 Standorten wurden Paketverteilanlagen unterschiedlichster Leistungsstärken europaweit installiert. Mit eigener Fertigung im thüringischen Schmalkalden und der Denkfabrik in Hillegossen hat Budde eben den Sprung auf den Weltmarkt angetreten. Kooperationsverträge mit Partnern in Japan und USA sorgen für schnelle Einsätze vor Ort beim Kunden. Die Erfolgsgeschichte in Zahlen: Von einer Million Mark Jahresumsatz 1992 ging es steil bergauf bis zu 40 Millionen Euro in 2004. Tendenz weiter steigend. Überraschend für die Bielefelder Vollblutunternehmer: Immer mehr Großunternehmen ziehen sich als Mitbewerber aus dem Geschäft zurück. Gleichzeitig kann Budde auf ein breites Fundament technischer Kompetenz und zufriedener Kundschaft aufbauen. Wenn erfolgreiche Unternehmen heute andere übernehmen und ihre Märkte erweitern, ist man als Partner gleich mit im Boot. DPD Geopost, Royal Mail, DHL Projekt Bremen mit 1000 Endstellen für Paketautos bis zum Neukunden in Mexiko. Budde: »Wir sind fast zwangsläufig weltweiter Anbieter geworden.«

Artikel vom 06.04.2005