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Gaza-Räumung

Unverhoffte Kehrtwende


Dass der Weg zum Frieden im Nahen Osten steinig und mit Rückschlägen verbunden sein würde, war allen Beteiligten in Israel und Palästina klar.
So wurde erst vor wenigen Tagen das Amtsgebäude des Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas von unzufriedenen Angehörigen der Al-Aksa-Brigaden beschossen. Israels Premierminister Ariel Scharon musste sich auf blutige Auseinandersetzungen der Armee mit den jüdischen Siedlern im Gazastreifen einrichten, die ihre Entschlossenheit zum Ausdruck brachten, mit allen Mitteln gegen eine Umsiedlung zu kämpfen.
Die jetzt von Siedler-Sprechern vorgeschlagene kollektive Umsiedlung von Tausenden von Menschen darf man getrost als eine »dramatische Kehrtwende« bezeichnen. Etwa 1000 Familien aus Gusch Katif - ein Sammelbegriff für die große Mehrzahl der 21 Siedlungen im Gazastreifen - sollen nach diesen Vorstellungen in die Stranddünen von Nizanim umziehen.
Wenn ein Teil der Siedler zur Räumung bereit ist, dürfte dies auch eine Sogwirkung auf noch Unentschlossene haben. Dass andere Siedler ihren Widerstand fortsetzen werden, ist absehbar. Die geschlossene Front gegen die Gaza-Räumung ist allerdings zerbrochen. Mit der wachsenden Einsicht bei den Siedlern, sich in das Unvermeidliche zu fügen, muss Scharon politisch nun sehr behutsam umgehen, um die Gaza-Räumung unblutig enden zu lassen. Friedhelm Peiter

Artikel vom 06.04.2005