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DaimlerChrysler-Chef räumt Fehler ein

Schrempp kritisiert Zulieferer - Feinstaub-Diskussion

Hamburg/Leipzig (dpa/WB). DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp hat im Zusammenhang mit der größten Rückrufaktion für 1,3 Millionen Mercedes-Autos Strategie-Fehler eingeräumt.

»Es war falsch, sich voll und ganz auf die Systemlieferanten zu verlassen, die ein komplettes Navigationssystem oder Motorenmanagement liefern, und darauf zu vertrauen, dass die einzelnen Teile, wenn sie miteinander vernetzt sind, im Auto auch funktionieren«, sagte Schrempp dem Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«. Bei dem Rückruf werden bei einigen Modellen vom Baujahr 2001 an Spannungsregler der Lichtmaschine, die Software der Stromversorgung sowie Bremsanlagen überprüft.
Inzwischen habe Mercedes die Kompetenz auf dem Elektronik-Sektor deutlich gestärkt. »Die Autos, die heute aus den Fabriken kommen, sind die besten, die wir je ausgeliefert haben.« Nun müssten auch ältere Modelle in Ordnung gebracht werden. »Denn wir machen uns nichts vor: Diese Diskussion um die Qualität ist für Mercedes nicht gut.« Die Kosten der Rückrufaktion gibt das Unternehmen nicht bekannt. Angeblich sollen die Rückstellungen für das 1. Quartal einen dreistelligen Millionenbetrag betragen.
Beim Thema Rußfilter forderte Schrempp mehr Tempo. »Wir sollten dieses Thema sachlich diskutieren und rasch zu Lösungen kommen, sonst könnte es Auswirkungen auf den Markt geben.« Durch die Diskussion um Feinstaub in deutschen Großstädten und verstärkte Rufe nach Rußpartikeln haben Kunden zuletzt Diesel-Autos ohne die Filter gemieden. Mercedes will von Sommer an alle neuen Diesel-Fahrzeuge serienmäßig mit Rußfiltern ausrüsten, zum Herbst soll es eine Nachrüst-Lösung für ältere Modelle geben.
Unterdessen hat Bundesfinanzminister Hans Eichel zu mehr Gelassenheit in der kontroversen Debatte um zu hohe Feinstaubkonzentrationen aufgefordert. Er habe wenig Verständnis für diese Diskussion, die zu hysterisch geführt werde, sagte Eichel (SPD) Samstag zur Eröffnung der Leipziger Automesse AMI. Dies werde zu einer weiteren Kaufzurückhaltung führen. Der Beitrag der Industrie müsse es sein, Nachrüstungssysteme für Rußpartikelfilter bei Diesel-Fahrzeugen anzubieten. Die Politik müsse rasch über Förderungen, etwa steuerliche Vorteile, entscheiden.
Automarkt-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte, durch die Feinstaub-Debatte könnte der Autoabsatz in Deutschland in diesem Jahr um etwa zehn Prozent einbrechen, weil Kunden Diesel-Autos ohne Rußpartikel-Filter meiden.

Artikel vom 04.04.2005