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Dieser Meister ist
noch unberechenbar

Basketball-Pokal: Paderborn erwartet Frankfurt

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). Das Resultat akribischer Vorbereitung klingt anders. »Ich glaube, Paderborn ist Tabellenführer der zweiten Liga und hat seit 18 Spielen nicht mehr verloren«, sagt Pascal Roller, Kapitän der Opel Skyliners Frankfurt. Richtig ist: Die Schröno Paderborn Baskets sind »nur« Zweiter der zweiten Liga und seit 15 Partien unbesiegt.

Richtig ist demnach auch: Beim amtierenden deutschen Basketball-Meister beschäftigt man sich vor dem BBL-Pokal-Viertelfinale in Paderborn (Mittwoch, 20 Uhr, Sportzentrum Maspernplatz) mehr mit sich selbst als mit dem Gegner aus dem Unterhaus. Noch nämlich läuft's alles andere als rund bei den Frankfurtern. »Es gab vor dieser Saison einen ziemlichen Umbruch bei uns. Personell hat sich eine Menge getan und die neue Mannschaft ist noch dabei, sich zu finden«, sagt Roller.
Wie das neue Team des neuen Trainers Murat Didin spielt, wenn es sich für 40 Minuten gefunden hat, durfte Alba Berlin am eigenen Leib erfahren. Der Tabellenführer wurde mit einem 103:82 aus der Ballsporthalle geschossen. »Das war das bisherige Highlight. Da war zu erkennen, welches Potenzial in diesem Team schlummert«, sagt der Skyliners-Captain. Auftritte, bei denen sich die neue Frankfurter Fünf vergeblich sucht, gestalten sich weitaus weniger beeindruckend. Beim 54:70 gegen Vize-Meister Bamberg wurde der Titelverteidiger vorgeführt, mit dem 85:87 im jüngsten Heimspiel gegen den vom Ex-Paderborner Pat Elzie trainierten Aufsteiger Tübingen blamiert. »Das war ein Warnschuss zur rechten Zeit. Wir sind weit davon entfernt, einen vermeintlich kleineren Gegner wie Tübingen oder eben Paderborn auf die leichtere Schulter nehmen zu können und müssen vor allem an unserer Defense arbeiten«, betont der meisterliche (Motor-)Roller.
Die Berg- und Talfahrt führte die Hessen am vergangenen Spieltag mit dem 88:74 in Quakenbrück wieder auf eine leichte Anhöhe. Somit tritt Frankfurt am morgigen Mittwochabend als Tabellenvierter der ersten Liga beim Tabellenzweiten der zweiten Liga an. Die Favoritenfrage stellt sich nicht, Rollers Respekt dürfen sich die Schrönos aber sehr sicher sein - ob 18 oder 15 Siege in Folge: »Gegen ein Team anzutreten, das einen solchen Lauf hat, ist immer schwer. Dazu kommt noch, dass wir auswärts spielen und unser Gegner als Zweitligist im Duell mit dem Meister nichts zu verlieren hat.«
Im Jahr 2000 hat Roller in Paderborn einen Lehrgang mit der A 2-Nationalmannschaft absolviert, 2001 ein Länderspiel gegen Jugoslawien. Er weiß auch, dass Albatros Nino Garris das Korbjagd-Handwerk in der Domstadt erlernte, allein von den Schröno Baskets weiß Deutschlands »Basketballer des Jahres 2004« (fast) nichts. Nur von seinem Paderborner Pendant hat der 28-Jährige schon etwas gehört: »Die sollen einen Aufbauspieler haben, der 25 Punkte im Schnitt macht.«
Stimmt, Herr Roller. Der Mann heißt Tim Black, ist zwei Zentimeter kleiner (1,78 Meter) als Sie und nur ein Gastgeber, der gegen den Meister ganz groß aufspielen will.
Hoffnungen, die Gäste könnten sich ganz auf die Bundesliga konzentrieren und den Pokal im Rahmenprogramm laufen lassen, sollten sich die Schrönos aber nicht machen. Im Gegenteil. »Jetzt hat der Pokal Priorität«, sagt Roller: »Paderborn sollte sich auf einen unberechenbaren, aber motivierten deutschen Meister gefasst machen. Allen Teams, die noch im Wettbewerb sind, fehlen drei Siege bis zum Titel. Diese Chance will sich niemand entgehen lassen.«
Für die Opel Skyliners indes geht es in diesen Tagen um wesentlich mehr als Ruhm und Ehre. Der Namensgeber wird den Frankfurtern wohl erhalten bleiben, aber von einem Hauptsponsor Opel wird man sich mit Ende dieser Saison verabschieden müssen. Erstliga-Basketball wird es am Main trotzdem geben, aber unter deutlich bescheideneren finanziellen Voraussetzungen. Es sei denn, Murat Didins Mannen finden dank schlagzeilenträchtiger Erfolge ein paar neue potente Finanz-Partner.
l Beim Pokal-Hit erwarten die Paderborner ein ausverkauftes Sportzentrum am Maspernplatz. Mehr als 2000 Karten sind bereits verkauft, bei 2800 Zuschauer ist Schluss. Die Kassen werden heute bereits um 18.30 Uhr geöffnet. Wer noch einen Platz ergattern möchte, sollte besser rechtzeitig nach Paderborn fahren.

Artikel vom 05.04.2005