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Ryan Coiner hat ein Eisenherz

Fußball-Regionalliga: Ex-Armine bringt Union Berlin auf die Siegerstraße

Von Dirk Schuster
Berlin (WB). Ryan Coiners Handelfmetertor (63.) verdarb den Amateuren von Arminia Bielefeld im Stadion An der Alten Försterei die Aussicht auf einen Punktgewinn. Ausgerechnet Coiner! Der Ex-Armine legte vor, Sebastian Bönigs Treffer (79.) bedeutete den 2:0-Erfolg von Regionalliga-Schlusslicht Union Berlin über den DSC.

»Aus meiner Sicht ein klarer Elfmeter. Das war eine tolle Schiedsrichterleistung«, urteilte Union-Trainer Frank Lieberam. Und überließ es jedem selbst, den Ernst dieser Aussage zu bewerten. Lieberams Kollege Igor Lazic war jedenfalls amüsiert. Der DSC-Coach grinste süffisant, hatte er die Strafstoßentscheidung des Unparteiischen Sascha Thielert aus Buchholz zuvor doch als »unberechtigt« eingestuft. Thielert ahndete ein Handspiel von Philipp Heithölter. Ihm war ein Ball an den angelegten Arm gesprungen. Ganz sicher ging die Hand nicht zum Ball, in einem Auswärtsspiel hätte Thielert Berlin den Strafstoß vermutlich nicht zugesprochen. »Eisenherz« Ryan Coiner nahm auf all das keine Rücksicht und schoss ebenso mutig wie gekonnt flach zur Führung ein.
Der Strafstoß brachte den Berlinern den Vorteil, den sie sich verdient hatten: durch mehr Mut zum Risiko und offensiveres Spiel in der zweiten Halbzeit, durch den erkennbaren Willen, vor eigenem Publikum unbedingt gewinnen zu wollen. 3674 »eiserne« Fans sahen den ersten Sieg unter Trainer Frank Lieberam. Seit Dezember ist der Ex-Profi von Dynamo Dresden und des VfL Wolfsburg im Amt und schon der dritte Union-Coach in der laufenden Saison.
Mit Lieberam geht Union auch in die Oberliga. Das Schlusslicht ist trotz des Sieges über Arminia weiter abgeschlagen Letzter. Die Frage ist nur: Ziehen die Köpenicker die Arminen mit hinunter?
Ronny Kockel sagt nein. »Wir werden unsere beiden nächsten Heimspiele gewinnen.« Begründen kann Kockel seine Zuversicht zwar auch nicht. Doch wenn der Keeper gegen Kiel am Dienstag, 17 Uhr in Herford, und Samstag, 14 Uhr gegen Paderborn, nur annähernd so stark hält wie in Berlin, ist viel gewonnen.
Beim Heber von Martin Hauswald (52.), beim Freistoß von Marcel Rath (62.) und bei zwei weiteren Schüssen aus der Kurzdistanz jeweils von Hauswald (63., 74.) war Kockel auf dem Posten. »Eisern Union«, so rufen Berlins Fans ihren Klub, erarbeitete sich nach der Halbzeit ein dickes Chancenplus. Arminia hatte dem fast nichts entgegenzusetzen. Eine einzige Chance in 90 Minuten - zu wenig, um sich über das Endresultat beschweren zu können. Auch wenn Mittelfeldmann Nils-Christian Schmidt einwarf: »Das war ja unsere Marschroute, tief und kompakt zu stehen und dann gefährlich zu kontern.« Tief zu stehen klappte ganz gut. Aber gefährlich zu kontern? Hätte der kluge Pass von Ferhat Cerci auf den eingewechselten Julian Loose tatsächlich zum Punktgewinn geführt, wäre das sehr, sehr schmeichelhaft für Bielefeld gewesen. Cerci war in dieser Szene in der 76. Minute ganz nah dran an seinem vierten Saisontor. »Hätte Jule noch mal quer gespielt, wäre ich auch an den Ball gekommen. Aber es war wohl eher ein Schuss von ihm«, kommentierte der kleine Cerci.
Zwar versuchte sich Manuel Meyer noch mit einem gefühlvollen Freistoß und probierte es Akram Abdel Hag mit einem schön inszenierten Fernschuss. Doch beides war zu harmlos, um den annähernd beschäftigungslosen Marco Sejna im Union-Tor in Verlegenheit zu bringen. DSC-Trainer Lazic kündigte fürs Spiel am Dienstag in Herford den Versuch an, »gegen Kiel etwas offensiver zu spielen«.

Artikel vom 04.04.2005