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»Echos« fest in
deutscher Hand

Rammstein räumt zwei Preise ab

Von Elke Vogel
Berlin (dpa). Man singt wieder deutsch - noch nie in der Geschichte des Deutschen Musikpreises »Echo« standen am Samstag so viele einheimische Künstler im Rampenlicht.
Annett Louisan: beste nationale Künstlerin.

Große Sieger waren die Hardrocker von Rammstein, die gleich zwei Echos einheimsten: als beste Live-Band sowie in der Kategorie beste Alternative-Gruppe. Die passend zu ihrem Song »Ich habe keine Lust« als übergewichtige Männer verkleideten Musiker reagierten nur mit knappen Worten auf die Ehrung in Berlin: »Wir wollen uns bedanken, aber eigentlich haben wir auch keine Lust.«
In 24 Kategorien vergab die Deutsche Phono-Akademie Preise. Einen Echo als bester nationaler Künstler nahm der Reggae-Musiker Gentleman entgegen. Beste nationale Künstlerin wurde Schmusesängerin Annett Louisan (»Das Spiel«). »Es geht nicht um die Sprache, sondern um Gefühle«, erklärte Gentleman den Erfolg deutschsprachiger Musik, die in den Hitparaden zurzeit alle vorderen Plätze belegt und der Branche einen Aufschwung beschert hat. »Das ist die Sprache, in der man Brötchen kauft und mit seiner Mutter telefoniert, warum soll man damit nicht auch ein Lied singen«, fragte Max Raabe, der auf der Bühne die Vorjahressieger Wir sind Helden begleitete. »Auf deutsch kommt der Wortwitz am besten rüber«, so die Helden.
»Es ist an der Zeit!«, sagte Xavier Naidoo, der mit den Söhnen Mannheims als beste nationale Gruppe ausgezeichnet wurde. Thomas Stolle von Silbermond wertete die Erfolge deutscher Songs als Gegenbewegung zur Globalisierung und sagte: »Die Leute wollen wieder Sachen hören, die sie verstehen.« Die mit vier Nominierungen favorisierte Band Silbermond aus dem sächsischen Bautzen bekam allerdings nur einen Echo als beste Nachwuchskünstler.
Statt in ihrer Tracht erschienen die erzgebirgischen Randfichten in dunklen Anzügen, um ihren Echo als beste Volksmusik-Künstler entgegen zu nehmen. Die Fantastischen Vier bekamen den Preis als beste HipHopper. »Dieses Jahr war mehr als ein Traum«, meinte die in der Kategorie Künstlerin International Rock/Pop ausgezeichnete Anastacia. Sie war mit ihrem deutschen Freund Patrice gekommen, den sie bei der letztjährigen Echo-Verleihung kennenlernte.
Riesige Freude auch bei der kleinen Joy, die für »Schnappi, das kleine Krokodil« den Echo für den erfolgreichsten Download-Titel bekam. Für sein Lebenswerk wurde der Komponist und Texter Michael Kunze geehrt, der unter anderem Lieder wie »Ein Bett im Kornfeld« schrieb. Udo Jürgens überreichte ihm die Trophäe. Beste Rock/Pop-Band International wurden die US-Amerikaner von Green Day. Jeannette erhielt für »Run With Me« den Preis für das beste Video, Andrea Berg wurde als beste Schlagersängerin geehrt.

Artikel vom 04.04.2005