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Albert ist bestens vorbereitet

Neuer Regent von Monaco hat Politik studiert und eine Manager-Ausbildung

Von Elaine Ganley
Monte Carlo (AP). Nach den zunehmend pessimistischen Nachrichten über den Gesundheitszustand von Fürst Rainier III. hat Erbprinz Albert am Freitag die Regentschaft in Monaco übernommen.

Obwohl der Palast betonte, im Falle einer Genesung könne der 81-jährige Rainier auf den Thron zurückkehren, stehen die Chancen dafür offenbar sehr schlecht: Seine Ärzte erklärten, Rainiers Gesundheitszustand sei prekär und »die Hoffnung für einen glücklichen Ausgang äußerst schwach.«
Den ersten Tag seiner Regentschaft begann Albert bei seinem Vater auf der Intensivstation. Am Donnerstagabend hatte der 47-Jährige den Monegassen in einer persönlichen Erklärung zugesichert, er werde seine Rolle »mit Kraft, Überzeugung und Leidenschaft« ausüben. Zugleich dankte er seinen Landsleuten für die Unterstützung, die er und seine Schwestern Caroline und Stéphanie seit der Erkrankung ihres Vaters erfahren hätten.
Schon in den vergangenen Jahren hatte der Fürst immer mehr Aufgaben an seinen Sohn abgetreten. Denn mit der Gesundheit Rainiers III. ging es schon seit einer Bypass-Operation 1994 bergab. Dennoch zögerte der Monarch, zu Gunsten Alberts abzudanken - wohl, weil er den notorischen Junggesellen erst verheiratet sehen wollte. Der einzige Sohn von Rainier und seiner Frau Gracia Patricia (Grace Kelly) stand lange im Schatten seiner beiden Schwestern und hatte 1998 einmal eingeräumt: »Ich habe öffentliche Angelegenheiten nicht immer als anziehend empfunden, und vielleicht ist das heute immer noch ein bisschen so.«
Dennoch vertritt Albert, der fünf Sprachen beherrscht, Monaco seit Jahren auf der internationalen Bühne. Schließlich musste sich der 47-Jährige schon seit seiner Kindheit auf die vorbestimmte Rolle vorbereitet. Sein Vater Rainier sagte im Herbst 2000 in einem Interview: »Prinz Albert verfügt über alle Eigenschaften, um eines Tages Fürst zu werden. Aber erst möchte ich, dass er Nachkommen hat, weil das für die Zukunft des Fürstentums und unserer Familie essenziell ist.«
Das Problem der Erbfolge ist mittlerweile gelöst: Im April 2002 änderte das Parlament in Monte Carlo eine Verfassungsbestimmung, der zufolge Monaco nach dem Tod eines Fürsten ohne Nachkommen an Frankreich zurückgefallen wäre. Jetzt gilt: Falls Albert kinderlos stirbt, können auch seine Schwestern oder deren Kinder den Thron besteigen. Die Zukunft des 700 Jahre alten Grimaldi-Geschlechts scheint damit gesichert.
Geboren wurde Albert Alexandre Louis Pierre, Marquis de Baux, am 14. März 1958. Nach einem Studium der Politikwissenschaft am amerikanischen Amherst College schiffte sich der Prinz 1981 für ein halbes Jahr auf dem Hubschrauberträger »Jeanne d'Arc« der französischen Marine ein. Erste Erfahrungen im Finanzmanagement sammelte er bei der New Yorker Wirtschaftsbank »Morgan Guaranty«, anschließend arbeitete er bei der berühmten Champagnerfirma Moet-Hennessy in Paris. Auf den Erwerb von Managementwissen dürfte Fürst Rainier bestanden haben, schließlich bezeichnete er sich selbst gern als »Aufsichtsratsvorsitzender« des Unternehmens Monaco.

Artikel vom 02.04.2005