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Ein Mann für alle
möglichen Fälle

Bernhard Haaken ist Feuerwehrpfarrer


Bielefeld (WB). Er ist bei den »Blauröcken« der Mann für alle möglichen (Not-)Fälle: Pfarrer Bernhard Haaken (46), hauptberuflich Geistlicher der katholischen St. Joseph-Gemeinde, trägt im Ehrenamt den Titel eines Fachberaters Seelsorge. »Ich bin der Feuerwehrpfarrer, zuständig für den Notfall der Seele«, bringt Haaken seine etwas sperrig klingende Funktion auf den Punkt.
Geistliche, die bei den Blauröcken für die Seelsorge zuständig sind, gibt es in Bielefeld gleich zweimal: zum einen den katholischen Pfarrer Bernhard Haaken und zum anderen seinen evangelischen Kollegen Hermann Rottmann. Beide kümmern sich um die Retter und Helfer, wenn diese nach belastenden Einsätzen mit Toten und Verletzten selbst Hilfe brauchen, um das Grauenvolle des Erlebten zu verarbeiten.
»Das hat nichts mit Seelenklempnerei zu tun«, betont Pfarrer Haaken die wichtige Funktion des Fachberaters. Feuerwehrleute, die sich nach einem schweren Unfall oder Großfeuer nicht vom Geschehen lösen können, denen die Bilder vom Einsatz immer wieder vor dem geistigen Auge vorbeiziehen, können Opfer eigener Angstreaktionen werden. Pfarrer Haaken: »Das sind beispielsweise Schlafstörungen oder Albträume.« Und genau hier bieten die Fachberater Hilfe: Betroffene können sich, wenn sie es wünschen, das Belastende von der Seele reden.
Doch was wäre ein Feuerwehrpfarrer ohne Fachkenntnisse? Das wäre ja wie ein Geistlicher ohne Kirchengemeinde. Deshalb hat Pfarrer Haaken selbstverständlich die Grundausbildung im Löschen, Retten, Schützen absolviert und rückt als ordentliches Mitglied der Löschabteilung Mitte im Alarmfall mit aus. Allerdings unterscheidet eines dann doch den Pfarrer von den übrigen Kameraden: Blauer Rock und Schutzhelm hängen bei ihm nicht wie üblich im Geräte-, sondern immer griffbereit im Pfarrhaus an der Josefstraße.

Artikel vom 02.04.2005