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»Meiner Frau
alle schönen
Orte zeigen«

»Imbiss bei Falk« schließt Ende April

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Eine Ära geht zu Ende. Eine Ära, die vor 29 Jahren begann und die Ende April unwiderruflich beendet wird: Falk und Doris Winderlich schließen dann ihren »Imbiss bei Falk« an der Gütersloher Straße. »Es ist genug«, sagt der Mann im weißen Kochdress. »Mit 63 Jahren ist es an der Zeit, aufzuhören.«

1976 hatte der gelernte Koch den Imbiss in »Brackwede-Süd« eröffnet. Als zweites Standbein, wie ihm Freunde geraten hatten. Denn eigentlich wollte sich Frank Winderlich »nur« mit einem Party-Service selbstständig machen. Machte er auch - und der schmucke und blitzsaubere Imbiss wurde sein zweites Markenzeichen.
Die Idee zur Selbstständigkeit war ihm gekommen, als er für das Karstadtrestaurant den Party-Service aufbaute. Fünf Jahre war er dort beschäftigt. Dann sagte er sich: »Das kann ich auch.« Was er dann 29 Jahre lang auch bewies. Zusammen mit seiner Frau Doris (49), die im Gasthof Gröppel den Beruf der Köchin erlernt hat.
Vor Karstadt hatte Winderlich das frühere Feinschmeckerlokal »Die Insel« als Küchenchef geleitet »Ich wurde damals mit 24 Jahren jüngster Küchenchef Bielefelds«, erklärt er nicht ohne Stolz. Vier Jahre lang war er dort tätig, bis er zu Karstadt wechselte.
Aufgewachsen ist der 63-Jährige auf der Gerhard Hauptmann-Insel Hiddensee. Er erlernte in der damaligen DDR den Kochberuf - und fuhr anschließend zur See. Auf der »Saßnitz«, dem ersten Fährschiff der DDR, das auch westliche Länder ansteuerte. Als die »Saßnitz« 1960 in Schweden vor Anker ging, verließ Winderlich das Schiff und somit auch die DDR. Als 18-Jähriger.
Danach bekam er Kontakt zu Ostwestfalen. Als DDR-Flüchtling war er von Schweden nach Westberlin eingeflogen worden, von dort aus ging es nach Stukenbrock in ein Flüchtlings-Erfassungslager. Und dann erneut auf die hohe See. Gut fünf Jahre lang befuhr Winderlich als Koch die Weltmeeere, um dann - siehe oben - in Bielefeld im Feinschmeckerlokal »Die Insel« anzuheuern. Für einen Seemann ein passender Name.
Doch jetzt soll Schluss sein. »Ich will meiner Frau alle die schönen Plätze zeigen, an denen ich schon gewesen bin«, sagt er. Worauf sie sich schon freut, aber auch anführt: »Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge.« Wobei sich das weinend Auge auf die vielen Stammkunden bezieht, die dem Paar in den langen Jahren die Treue hielten. »Alles nette und liebe Menschen«, wie Frank Winderlich ergänzt.
Diese Stammkunden werden sich Ende April nach einem anderen Imbiss umschauen und auch ihre Partys von anderen ausstatten lassen müssen. Denn in dem Eckhausgeschäft wird es keinen Nachfolger und keinen Imbiss mehr geben. Der Pachtvertrag laufe sowieso aus und der Vermieter habe andere Pläne mit den Geschäftsräumen, erklärt Frank Winderlich. Und darauf wolle er seine »lieben Stammkunden« rechtzeitig hinweisen. Und sich nicht »Knall auf Fall« verabschieden. Denn das hätten die nicht verdient.

Artikel vom 02.04.2005