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Von Michael Diekmann

Bielefelder
Optik

Gelber Ärger


Es ist ein Kreuz mit den Gelben Säcken. In Bielefeld haben sie bereits häufiger für Unmut gesorgt, auch wenn es dabei nicht immer nur um die richtige Befüllung ging. Nämlich darum, nur Verpackungsmaterialien mit dem Grünen Punkt in den Gelben Sack zu füllen, für die man bereits einmal im Laden gezahlt hat. Selbst noch so reines Styropor von Omas Zimmerdecke oder einer wilden Transportverpackung gehört nicht hinein, soll der Sack nicht draußen vor der Tür bleiben statt im Sammelfahrzeug.
Dass es bei der Sammlung von Wertstoffen um Mehrwert geht, haben die Manager des Dualen Systems Deutschland längst verstanden. Während Otto Normalverbraucher also weiter für den Entsorgungspunkt zahlt und treu und brav seine Säcke befüllt, ist aus der ehrenvollen DSD GmbH mit dem humanitären Generalauftrag einer allumfassenden Wertstoffsammlung ein knallhart kalkulierendes Unternehmen mit Börsenkarriere und amerikanischen Eigentümern geworden.
Wieviel Ärger das Thema Gelbe Säcke bereiten kann, haben viele Kommunen und Entsorger immer dann spüren müssen, wenn es um die knallharte Vergabepraxis in Zusammenhang mit neu ausgeschriebenen Aufträgen für Städte und Kreise ging. Wer wie der Bielefelder Umweltbetrieb einen großen Personalstand und Fahrzeugpark eigens für die jahrelange Übernahme der Abfuhr vorgehalten hat, sieht sich vor dem Hintergrund von Arbeitsplatzerhalt genötigt, preislich gewaltige Zugeständnisse zu machen, um überhaupt im Rennen zu bleiben. So geht es übrigens auch Entsorgungsunternehmen, die sich an Ausschreibungen beteiligen, damit sie ihre für hohe Investitionskosten installierten Sortieranlagen auch tatsächlich nutzen können und nicht in den Orient verkaufen müssen.
All diese Umstände haben die Verbraucher eigentlich nie besonders interessiert. Die haben ihre Gelben Säcke vor die Tür gestellt, sich über die Abholung gefreut und treu und brav für den Grünen Punkt gezahlt. Wenn jetzt aber das besonders akribische Sammeln und Sortieren und das damit verbundene mögliche Übertreffen der kalkulierten Sammelmenge pro Jahr Tonne für Tonne und Euro für Euro bestraft werden, verliert das System Gelber Sack offenkundig seine Berechtigung. Und Verbraucher haben einen Anspruch auf Antworten, wenn es um die Belohung von Mindermengen geht.
Mal ehrlich: Da ist es doch logisch und verlockend, schnell mal den einen oder anderen Sack stehen zu lassen, oder?
Genau auf die paar Säcke mehr übrigens warten in Städten wie Bielefeld, wo Sammler und Sortierer unterschiedliche Firmen sind, die Vertreter der Sortieranlage. Für die rechnet sich nämlich jeder Sack mehr bei den sortierten Reststoffen. Im Klartext: DSD ist es gelungen, ohne Wissen des Verbrauchers selbst die einzelnen Beteiligten im Entsorgungsprojekt Gelber Sack gegeneinander auszuspielen. Fest steht für den Verbraucher nur eines: Er ist in jedem Fall der Betroffene, der die Zeche zahlen muss, ob mit dem Grünen Punkt, der Abfuhr oder Straßenreinigung (wenn stehengelassene Säcke aufgeplatzt sind). Irgendwie beruhigend - für die DSD-Manager.

Artikel vom 02.04.2005