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Noch mehr Junge
ohne einen Job

Arbeitsmarkt ist unverändert flau

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ist im März ausgeblieben. Dennoch konnte die Agentur für Arbeit für Bielefeld und den Kreis Gütersloh erstmals seit September wieder ein Rückgang um ein Prozent oder 465 auf 45 743 Menschen ohne Beschäftigung vermeldet werden.

Spürbar geworden sind im März die Auswirkungen der Hartz IV-Reform, wie Dr. Armin Barthel unterstreicht. Die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Agentur selbst sank um 1422, bei den Menschen im Bereich der Trägergesellschaften Bielefeldplus und GT aktiv gab es eine Zunahme um 957 Personen. Barthel: »Für die Abnahme sind unsere Aktivitäten verantwortlich. Nach der Kraftanstrengung mit Hartz IV können wir jetzt verstärkt Arbeitslosen Angebote unterbreiten und Stellen werben.« Eine Konjunkturbelebung sei wünschenswert.
Auffallend ist auch im März der deutliche Unterschied des Arbeitsmarktes zwischen Bielefeld und dem Kreis Gütersloh. In Bielefeld sind 26 717 Menschen ohne Job, was 16,5 Prozent Quote entspricht. Im Kreisgebiet Gütersloh suchen 19 026 eine Tätigkeit, eine Quote von 10,5 Prozent. Vergleichsweise gute Chancen auf Vermittlung am Markt haben Menschen mit einer Ausbildung in technischen Berufen. Auch im Bereich der Warenwirtschaft und Dienstleistung kommt auf 12 Bewerber eine Stelle. Ganz anders im Bereich der Bauwirtschaft. Hier stehen einer offenen Stelle 57 Bewerber gegenüber.
Besonders problematisch ist die Situation nach Auskunft von Bereichsleiter Ulrich Siebrasse bei der Jugendarbeitslosigkeit. Auch wenn die Zahl der Arbeitslosen unter 25 um 400 auf 6367 gesunken sei, ist sie immer noch um ein Viertel höher als vor einem Jahr - eine überproportionale Entwicklung und um 20 Prozent über der Gesamtarbeitslosigkeit.
Neben der Konjunkturschwäche ist die neue Gesetzgebung (Hartz IV) für den Anstieg verantwortlich. Siebrasse nennt alarmierende Zahlen. Die Zahl der Arbeitslosen unter 20 stieg im März allein um 73 Prozent, die Zahl der jungen Menschen mit Migrationshintergrund stieg um 35 Prozent und die der ungelernten um 33 Prozent. Barthel: »Die lange verdeckte Arbeitslosigkeit wird jetzt sichtbar.« In den nächsten Wochen gehen die Sachbearbeiter der Arbeitsagentur mit verschiedenen Maßnahmen an die Lösung des Problems. Neben der Betreuung und Qualifizierung wird es Einzelgespräche geben, zu denen insbesondere junge Menschen ohne Ausbildung eingeladen werden. Barthel: »Vielen ist die Situation, in der sie sich befinden, noch nicht entsprechend deutlich.«
Was die Agentur als Intensivvermittlung bezeichnet, basiert auf dem Zusammenhang von Förderung und Forderung. Wer nicht bereit ist, angebotene Jobs zu übernehmen, muss mit Sanktionen rechnen bis zur kompletten Leistungseinstellung. Ganz wichtig ist, so Barthel, in jedem Fall aber die Bereitschaft der jungen Menschen, an der Lösung des Problems mitzuwirken: »Da sind sie ebenso gefordert wie alle Arbeitgeber. Schaffen könne wir es nur gemeinsam.«

Artikel vom 01.04.2005