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Sport und Historie in
trauter Zweisamkeit

Vorbereitung für Arminia-Schau läuft auf Hochtouren

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Wetten, dass die Meisterschale am Ende der Saison in Bielefeld steht? Die »Salatschüssel«, mit der sich der deutsche Fußballmeister schmücken darf, ist demnächst in der großen Arminia-Ausstellung am Kesselbrink zu sehen.

Da gehen nicht nur Fußballfans die Augen über: Ein uralter Ball aus der Zeit, da noch niemand so recht zwischen Fußball und Rugby unterscheiden konnte, rollt aus Glasgow an den Teuto. Die deutschlandweit einzigen bewegten Bilder der »Reichskristallnacht«, die in Bielefeld gedreht wurden, sind zu sehen. Der Bau der Universität und, und, und.
»Die Schau zum 100-jährigen Bestehen des DSC Arminia wird keine Veranstaltung bloß für Fußballfans, sondern spricht ein größeres Publikum an - vom Grundschüler bis zum alteingesessenen Bürger«, erklärt Michael Falkenstein, der zusammen mit dem Historiker Jürgen Büschenfeld das Konzept erarbeitete. »Andere Vereine präsentieren nur ihre Trophäensammlung - wir gewähren einen Rundumblick über Sport- und Stadtgeschichte«, fügt Sigrid Zinser vom Medienunternehmen »Visart« hinzu. »Visart« stemmt die thematisch übergreifende Kultur- und Fußballschau gemeinsam mit dem DSC.
Für die technische Umsetzung der intelligenten Konzeption ist der Diplomrestaurator Jochen Winkelbach zuständig. »Ich freue mich, dass Arminia mit seiner eigenen Vereinsgeschichte mutig umgeht: Wir werden also auch den Bundesligaskandal und einen Fahrstuhl integrieren, in dem Trauer und Jubel nach sieben Ab- und Aufstiegen gezeigt werden.«
»Ohne das reichhaltige historische Material aus dem Stadtarchiv wäre die Ausstellung ärmer«, sagt Büschenfeld. »Ohne die Leihgaben von Fans ebenso«, fügt Falkenstein hinzu. Willibald Bernert zum Beispiel hat die Arminia mit der Super-8-Kamera durch die Saison 1978/79 begleitet; der Friseur Jörg Knauer stellt seine umfangreiche Sammlung zur Verfügung. Angehörige ehemaliger Vereinspräsidenten steuern Fotos bei, und aus Museen in Köln und Leipzig, selbst aus England und Schottland kommen Leihgaben.
Vom 5. Mai an sind in einer 1200 Quadratmeter großen Traglufthalle zwölf gigantische Mannschaftsbilder zu sehen, auch die erste Elf von 1905. 20 Monitore sowie fünf Themeninseln zeigen Arminia und die Stadt im Wandel der Zeiten, und in Vitrinen wird alles von der uralten Vereinsnadel bis zum historischen Trikot präsentiert.
Derzeit wird geschreinert, dass die Späne fliegen. »Wir hatten nur neun Monate für die Planung und jetzt nur drei für die Umsetzung unserer Ideen«, sagt Falkenstein. Fanbeauftragter Venghaus und Finanzchef Roland Kentsch überzeugen sich regelmäßig vom Fortgang der Arbeiten. Soviel ist schon jetzt zu sehen: Der Kraftakt zeitigt ein Superresultat - mindestens so spektakulär wie ein Arminensieg über die Münchener Bayern.

Artikel vom 01.04.2005