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Ruhrgebiet verdirbt
Arbeitslosenstatistik

Wirtschaftsinstitut RWI sieht für OWL gute Chancen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Gegen den Bundestrend ist die Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zum Februar um 2900 auf 1,086 Millionen gestiegen. Schuld daran ist das Sorgenkind Ruhrgebiet.
Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt blieb aus. Grafik: Nolte

»Würde man das Ruhrgebiet aus NRW herausschneiden, stünde das Land sehr gut da«, sagte Bernhard Lageman vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) gestern dieser Zeitung. Die Ballung von Großstädten mit vielen Sozialhilfeempfängern belaste die Quote, weil diese Personengruppe nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum ALG II jetzt in der Arbeitslosenstatistik auftauche. »Sowas wie das Ruhrgebiet gibt's nur einmal in Deutschland«, betonte Lageman, beim RWI in Essen zuständig für Existenzgründung und Unternehmensentwicklung.
In Ostwestfalen-Lippe sank die Quote im März leicht um 0,2 auf 12,0 Prozent. Von einer spürbaren Belebung kann aber auch hier keine Rede sein, denn im März 2004 zählten die Statistiker noch fast 20 000 Erwerbslose weniger. Die Zukunft der Region sieht Wirtschaftsforscher Lageman positiv: »OWL hat kein Strukturproblem und verfügt mit dem verarbeitenden Gewerbe sowie mit zahlreichen produktions- und konsumorientierten Dienstleistungsunternehmen über Pfunde, mit denen sich wuchern lässt.«
Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit hat sich landesweit verschärft. In dieser Gruppe sind 125  200 Personen unter 25 Jahren registriert, 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor allem im Ruhrgebiet wurden weniger Lehrstellen gemeldet, wie in Duisburg minus 16,3 Prozent. Kultur könne dem Ruhrgebiet helfen, meint Lageman. Essens Bewerbung um den Titel »Europäische Kulturhauptstadt 2010« sei ein »sehr sinnvoller Ansatz, um eine ansehnliche Zahl neuer Arbeitsplätze zu schaffen«. Wenn das Ruhrgebiet Europa als Bezugspunkt wähle, mache es auf sich aufmerksam, demonstriere die Bereitschaft zum Strukturwandel weg von der Kohle und werde für Investoren interessant.

Artikel vom 01.04.2005