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Auf drei Bewerber eine Lehrstelle

Der Ausbildungsmarkt in Bielefeld ist 2005 besonders angespannt


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Zwölf Prozent weniger Lehrstellen, zwölf Prozent mehr Bewerber: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist weiter angespannt, das System steht unter erheblichem Druck. In Bielefeld stehen 2882 noch unversorgten jungen Menschen gerade 880 freie Lehrstellen gegenüber. Dr. Armin Barthel, stellvertretender Leiter der Bielefelder Agentur für Arbeit: »Damit ist die Situation in Bielefeld noch deutlich ungünstiger als im Gütersloher Kreisgebiet, obwohl das regionale Gefälle innerhalb von NRW ohnehin schon gegen Ostwestfalen spricht.«
Gleichzeitig bedanken sich die Verantwortlichen der Arbeitsagentur bei Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer. Barthel: »Ohne sie und den Ausbildungspakt sähe es noch deutlich schlechter aus.« Mit gezielten Anrufaktionen waren in den vergangenen Wochen zusätzliche Lehrstellen akquiriert worden. Gleichzeitig konnten 200 Praktikantenplätze für die berufliche Erstorientierung EQJ erreicht werden.
Aber: Um den Bewerberüberhang abbauen zu können, werden spätestens zum Sommer weitere Ausbildungsstellen in allen Wirtschaftsbereichen benötigt. Die Nachfrage nach Berufen in Handel, Industrie und Dienstleistung ist besonders gefragt. Während im Baubereich (minus 34 Prozent) und Bürobereich (minus 15) das Angebotsminus besonders groß ist, stieg die Zahl der Stellen in Gästebetreuung, Hauswirtschaft und Reinigung.
Zusammen mit Partnern legt die Agentur weiter großen Wert auf flankierende Maßnahmen, schreibt die 2004 begonnenen Aktionen bis 2006 fort, um jungen Menschen ohne Lehrstelle oder sogar ohne Schulabschluss neue Wege zu ebnen zur grundsätzlichen Ausbildungsreife. Für die Berufsvorbereitung werden ab Sommer wieder 700 Stellen bei Trägern eingerichtet. Die Hälfte der berufsvorbereitenden Maßnahmen sollen Praktikumstellen sein. Die Suche nach Trägern fällt, so Barthel, aber zunehmend schwerer, weil Interessenten an Praktika mittlerweile aus allen Sparten des Berufslebens von der Grundqualifikation bis zum Studium kommen. Gerade ein Praktikum, weiß Barthel, ist aber oft auch der Einstieg in eine Lehre. Besser als mit einer Bewerbung hat sich schon mancher Jugendliche in der Praxis vorgestellt.

Artikel vom 01.04.2005