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Zehn alte Gebäude holzwurmfrei

Auch Wespen könnten dem Freilichtmuseum Detmold weiterhelfen

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). Im Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold wird der Holzwurm erfolgreich bekämpft. Zehn der 100 Gebäude sind inzwischen schädlingsfrei. »Sechs Häuser gelten noch als stark befallen«, sagte Bauhistoriker Hubertus Michels dieser Zeitung.

Die Behandlung der verseuchten Partien mit Hitze erzeugenden Geräten werde fortgesetzt, kündigte der Projektleiter Schädlingsbekämpfung an. Mit einem Heißluft- und einem Mikrowellengerät wird das Holz auf 57 Grad Celsius erwärmt und dadurch die Larven abgetötet. Mit großem Interesse haben die Verantwortlichen in Lippe vom Erfolg des Bistums Erfurt erfahren. Dort sollen Erzlagerwespen ein Altarbild von Lucas Cranach vor der Zerstörung durch Holzwürmer bewahrt haben. »Die Wespen kommen unter Umständen auch für Detmold in Frage«, glaubt Michels. Der Biologe Uwe Noldt von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (Hamburg) werde sich am kommenden Mittwoch in Erfurt selbst ein Bild machen.
Noldt selbst ist eher skeptisch. »Der wissenschaftliche Nachweis für die Wirksamkeit der Erzlagerwespen ist keineswegs erbracht«, sagte der Wissenschaftliche Leiter für die Schädlingsbekämpfung im Freilichtmuseum dieser Zeitung. Der Versuch in Erfurt habe unter künstlichen Bedingungen stattgefunden. Die Wespenart könne erfolgreich im Kampf gegen Korn- und Brotkäfer oder Mehlmotten eingesetzt werden, aber sie gelte nicht als wirksam gegen Holzschädlinge.
Dagegen betonte das Bistum Erfurt am 16. März, 3000 Erzlagerwespen hätten 98 Prozent der Larven des Gemeinen Nagekäfers, im Volksmund Holzwurm genannt, vernichtet. Die nur zwei Millimeter großen Weibchen der Lagererwespe spüren demnach mit ihrem Geruchssinn Käferlarven auf, lähmen sie durch einen Stich und bereiten sie so als Nahrung für den eigenen Nachwuchs vor. Im Erfurter Dom wurde der Cranach-Altar in ein Folienzelt gewickelt und das Innere so aufgeheizt, dass die Wespen ideales Klima vorfanden.
Im Zelt legten Biologen Prüfkörper aus: 13 Holzstücke, die mit 49 Käferlarven infiziert waren. Das Resultat: Nach vier Wochen hatte nur eine der 49 Larven den Angriff der Lagererzwespen überstanden. Wespen eigneten sich als Holzwurmprophylaxe für Kunstwerke, Kirchen und andere Gebäude wie die Höfe und Häuser in Freilichtmuseen, ist das Bistum überzeugt. In Detmold will man trotzdem an der Heißluftmethode festhalten und sie im Juni im Paderborner Dorf einsetzen. Außerdem werde das Verhalten der Käfer genau beobachtet, sagte Michels.
Der Holzwurm brauche bestimmte Bedingungen, um sich wohl zu fühlen. Bauhistoriker Michels: »Bei einer Holzfeuchte von 12 Prozent oder weniger können die Käfer vermutlich nicht existieren und ziehen weg.« Wenn die Gebäude mit Heizungswärme versorgt werden, könne vielleicht ein dauerhafter Schutz erreicht werden.

Artikel vom 04.04.2005