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Nur EM-Bronze
für Boll und Süß

Tristesse nach größter Pleite seit 1988

Aarhus (dpa). Die gescheiterte Auftrag EM-Gold endete für Timo Boll und das deutsche Team mit einem Debakel. Mit nur einer Bronzemedaille für das Herren-Doppel Timo Boll/Christian Süß erzielte der Tischtennis-Bund bei der EM die schlechteste Ausbeute seit 17 Jahren.

Erstmals in der Amtszeit von Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig stand kein DTTB-Akteur in einem der sieben Endspiele. Ein Jahr vor der Mannschafts-WM in Bremen ergänzen sich das EM-Resultat und der Streit in der DTTB-Führung zu einem trostlosen Bild.
»Wir haben unsere Ziele nicht erreicht und gehören zu den Verlierern dieser EM. Ich übernehme die volle Verantwortung, bin aber nicht bereit, zurückzutreten«, erklärte Schimmelpfennig. »Ich bin unzufrieden«, sagte der für den Leistungssport zuständige DTTB- Vizepräsident Eberhard Schöler. Zwischen ihm und DTTB-Präsident Walter Gründahl, der während des EM-Turniers vom Südwest-Verband erneut zum Rücktritt wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten aufgefordert wurde, herrscht nach eigenen Angaben seit Monaten Funkstille. Beide haben in Aarhus zwei Tage im gleichen Hotel gewohnt, aber kein Wort miteinander geredet.
Dafür wurde im Aktivenkreis und Umfeld schon vor der EM viel über die umstrittene Nominierung geredet. »Wir haben zu knapp nominiert und zu lange und zu negativ darüber diskutiert«, räumte der Cheftrainer ein. Knackpunkt des EM-Debakels war die 1:3-Niederlage der Herren gegen Rumänien am zweiten Tag. »Dieser Schock hat uns in den Gliedern gesteckt«, sagte Herren-Coach Richard Prause. Der Trainerstab setzte nach Platz zwei bei der Team-WM 2004 in Katar auf die Routiniers und verschob den Umbruch. Doch mit der Aufstellung des formschwachen Jörg Roßkopf (35) erwiesen sie dem Rekordnationalspieler einen Bärendienst.
»Unsere Rechnung ist nicht aufgegangen. Aber Trainer und Spieler haben die Aufstellung gemeinsam getragen. Dennoch ist die Zeit des Doha-Teams in Aarhus zu Ende gegangen ist«, stellte Schimmelpfennig fest. »Es war eine riskante Nominierung. Aber ich bin Spieler, und kein Trainer«, sagte Timo Boll. Das klang nicht nach bedingungsloser Loyalität. Der Weltranglisten-Vierte war als Top-Favorit und Nummer eins der Setzliste angereist, verlor aber gegen den Rumänen Adrian Crisan und im Einzel-Achtelfinale gegen den Russen Alexej Smirnow zwei Partien gegen so genannte Angstgegner, die ihm vom Spielsystem nicht liegen. So richtig schien ihn das aber kaum zu berühren.
»Ich wollte schon Europameister werden, doch mein Hauptziel ist die WM in drei Wochen in Shanghai. Ich habe es hier etwas lockerer angehen lassen, es haben mental ein paar Prozent gefehlt. Die Spannung war nicht so, wie sie in China sein wird«, sagte der EM-Champion von 2002. Er nahm das frühe Aus recht locker, haderte mit Tischen und Bällen (»Das hat nicht nur mir gestunken«) und hakte das Turnier schnell ab: »Ich will schnellstmöglich raus hier.«
Eine Medaille ging nach OWL: Die Bad Driburgerin Swetlana Ganina gewann an der Seite ihrer russischen Landsfrau Irina Palina Bronze. Noch besser machte es die Ex-Badestädterin Mihaela Steff (Rumänien): Sie gewann im Doppel zum dritten Mal Gold mit Tamara Boros (Kroatien) und holte im Einzel Silber.

Artikel vom 04.04.2005