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Baudenkmäler zerstört

Millionenschaden im historischen Einbecker Stadtkern

Einbeck (dpa). Eine Explosion in der historischen Altstadt von Einbeck hat gestern ein 400 Jahre altes Wohn- und Geschäftshaus zerstört. Vier ebenso alte Fachwerkhäuser aus der Zeit der Weserrenaissance gerieten in Brand und wurden schwer beschädigt.
Eines der einsturzgefährdeten Nachbarhäuser.

Vermutlich hatte der 41 Jahre alte Besitzer des Geschäftshauses in allen Etagen größere Mengen Benzin ausgegossen und angezündet. Der Mann kam bei der Explosion wahrscheinlich ums Leben. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen etwa fünf Millionen Euro.
»Wir gehen davon aus, dass der Hausbesitzer unter den Trümmern liegt und ermitteln in Richtung Brandstiftung«, sagte Polizeisprecher Lothar Dolle. Der 41-Jährige hatte allein in dem kostbar verzierten Haus gelebt und darin ein Textilgeschäft betrieben.
Ein Anwohner hatte gegen 1.30 Uhr Feuerwehr und Polizei alarmiert, weil starker Benzingeruch aus dem Haus drang. Die Einsatzkräfte schlugen die Tür ein. »In dem Moment, als die Männer in das Treppenhaus kamen, knallte es«, berichtete der Kreisbrandmeister von Northeim, Bernd Kühle. Zwei Feuerwehrleute, die im Treppenhaus standen, wurden auf die Straße geschleudert und verletzt. Ein Dritter rannte brennend aus dem Gebäude. Ein Polizeibeamter rettete sich mit einem Sprung aus dem ersten Stock. Er brach sich ein Bein und erlitt erhebliche Brandverletzungen.
Etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Löscharbeiten brach das Haus, in dem sich die Explosion ereignet hatte, zusammen. Die Feuerwehrleute konnten sich jedoch rechtzeitig vor den herabstürzenden schweren Eichenbalken in Sicherheit bringen. »Wir hatten in der Nacht glücklicherweise keinen Wind, sonst hätte es eine riesige Katastrophe in dem engen Altstadtviertel gegeben«, sagte Brandmeister Kühle. Insgesamt waren 200 Feuerwehrleute und 100 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz. 90 Bewohner der umliegenden Häuser, die alle mit dem Schrecken davonkamen, wurden in einer Schule untergebracht.
Für die historische Stadtansicht bedeute die Zerstörung der mit Schnitzereien verzierten Fachwerkgebäude in der Fußgängerzone einen herben Verlust, sagte Stadtbaurat Herbert Strohmeier. Er hoffe, dass wenigstens einige Fassaden gerettet werden können.

Artikel vom 31.03.2005