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Häftling mietet Bruchbude

Nach Betrug: 33-Jähriger muss zurück ins Gefängnis

Bielefeld (uko). »Betrug zieht sich wie ein roter Faden« durch das Leben des Bielefelders Frank S., meinte auch Amtsrichter Wolfgang Heimann. Deshalb verurteilte der Jurist den Angeklagten am Mittwoch wegen eines so genannten Einmietbetruges.

Kurios mutet der Fall schon deshalb an, weil der 33-jährige Betrüger diesmal ausgerechnet in eine »Bruchbude« als Untermieter eingezogen war und mehr Miete bezahlen sollte als die Mieterin selbst. Der Kotten in Sieker war aufgrund der äußeren Mängel eigentlich »unbewohnbar«, stellte gestern auch Verteidiger Mirko Roßkamp kopfschüttelnd fest: Das Gebäude war nicht an die Stromversorgung angeschlossen, Energie wurde nur mit einem Generator erzeugt. Teile des Anwesens befanden sich noch im Bau und im Brunnen vor dem Haus waren obendrein Kolibakterien festgestellt worden.
Mieterin Susanne K. (Name geändert) hatte den Kotten vor langer Zeit trotz allem auf 30 Jahre gepachtet. Sie hingegen zahlte pro Monat nur 200 Mark Miete und zuzüglich noch die Nebenkosten.
Im Sommer 2003 indes gelang es der 59-jährigen Frau, trotz aller widrigen Umstände einen Untermieter zu finden. Ausgerechnet Frank S. konnte sich den Kotten wunderbar als neues Domizil für seine Familie vorstellen. Wolfgang Heimann dagegen resümierte während der gestrigen Hauptverhandlung etwas konsterniert: »Ihnen stand das Wasser bis zum Hals. Da konnten Sie doch keinen Mietvertrag abschließen, zumal Sie eine Unterkunft in der Justizvollzugsanstalt hatten.«
Frank S. ist mehrfach wegen Betruges vorbestraft. Derzeit verbüßt er gerade seine letzte Haftstrafe. Im Frühjahr 2003 hatte er zudem wegen seiner Vermögenslosigkeit die Eidesstattliche Versicherung abgeben und aus einer früheren Selbständigkeit drückten ihn Schulden in Höhe von fast 25 000 Euro. Gleichwohl ging er auf das Angebot ein, den abbruchreifen Kotten für 365 Euro monatlich zu mieten. Im übrigen wollte der Betrüger auch noch alle Investitionen inklusive Stromanschluss und Wasserreinigung zahlen. Meinte er gestern großspurig: »Das wäre nicht teuer gewesen, ich kann als Handwerker doch alles selbst machen.«
Miete zahlte er allerdings fast nicht: Lediglich 300 Euro überwies der Häftling im Herbst 2003 an seine Vermieterin. Staatsanwältin und Richter werteten das im Gegensatz zum Verteidiger als Betrug. Die juristische Quittung: Wolfgang Heimann verurteilte den Mann zu weiteren sechs Monaten Haft - seine Unterkunft hat er damit auch ohne Miete sicher.

Artikel vom 31.03.2005