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Knochen schützen und stützen

Wanderausstellung über Osteoporose in AOK an der Oelmühlenstraße

Bielefeld (sas). Knochenschwund - oder Osteoporose - ist keine Kinderkrankheit. Aber er wird im Kindesalter erworben: Mangelnde Bewegung und eine falsche, kalziumarme Ernährung legen in ganz frühen Jahren den Grundstein für diese Krankheit.

Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose (BfO) hat daraus Konsequenzen gezogen und eine Wanderausstellung organisiert, die sich an Betroffene, besonders aber an Kinder im Vorschulalter richtet. In Bielefeld ist die »Knochenschule« bis zum 14. April in der AOK an der Oelmühlenstraße zu sehen, betreut wird sie von Mitgliedern der hiesigen Selbsthilfegruppe. Die Ausstellung ist eingebettet in die Kampagne »Bielefeld bewegt sich. Knochen schützen und stützen«.
Osteoporose ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Liste der zehn wichtigsten zu bekämpfenden Krankheiten gesetzt worden. Sechs bis sieben Millionen Bundesbürger sind betroffen, aber nur etwa jeder dritte Patient erhält eine ausreichende Therapie. »Es ist wichtig, ein Bewusstsein für die Osteoporose zu entwickeln«, sagt Karin Mertel, Präsidentin des BfO, in dem 17 000 Betroffene organisiert sind.
Vorbeugen kann jeder durch gesunde, vitaminreiche Ernährung und Bewegung. Sie ist das A und O: »Nur durch Tabletten sind Knochen nicht zu stärken, und Kinder nur mit Kalzium zu füttern reicht nicht«, betont der Orthopäde Dr. Detlef Bonnemann. Nur durch Bewegung und Belastung (»Man muss sich anstrengen müssen!«), nur durch das Zusammenspiel mit der Muskulatur werden Knochen gestärkt.
Deswegen reichen auch Spaziergänge und Schwimmen nicht: »Es braucht Erschütterungen, Springen und Hüpfen«, sagt Mertel. Dazu sollten Kinder animiert werden, das sollten sich aber ebenso die Älteren zu Herzen nehmen: »Ab 40 nimmt die Muskelmasse alle zehn Jahre um 15 Prozent ab - wenn man nichts tut«, warnt Bonnemann. Die Folge sind dann eine geringere Knochendichte und eine erhöhte Sturzgefahr mit der Folge von Brüchen. Hilfslos in sein Schicksal muss sich aber niemand ergeben: »Eine 90-Jährige, die kurz vor der Bettlägerigkeit ist, kann innerhalb von drei Monaten mit modernem Training gegen Widerstände wieder Muskeln aufbauen«, betont der Orthopäde. Zwangsläufig, sagt er, habe jeder jenseits der 75 Osteoporose. »Wie stark sie aber ist, hat man selbst in der Hand. Bewegung und Aktivitäten sind gut für Knochen, Muskel, Stoffwechsel und Hormone - und damit für die Lebensqualität.«
Bonnemann plädiert dafür, Menschen mit Risikofaktoren rechtzeitig zu erkennen, ihnen dann fachkundige Hilfe - dazu gehört Sport unter fachlicher Anleitung - angedeihen zu lassen. Ein Alarmzeichen könnten zum Beispiel Brüche sein. »Man sollte deshalb in Krankenhäusern die Knochenbrüche von Menschen jenseits der 65 erfassen.«
Ebenso sollten Erzieherinnen gemeinsam mit den Trägern von Kindertagesstätten auf erste, warnende Anzeichen wie deutliches Übergewicht und Bewegungsmangel bei Kindern achten. »Man könnte dazu auch regelmäßige Tests durchführen.«
Sinnvoll, so Prof. Dr. Peter-Ernst Schnabel von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, sei, nicht nur punktuell auf eine Krankheit hinzuweisen, sondern im Rahmen einer Kampagne aufzuklären. Bis zum Weltosteoporosetag, der im Herbst stattfindet, wird es daher weitere Veranstaltungen geben, an denen Ärzte, Kliniken, Gesundheitsamt, AOK und andere beteiligt sind.
Die nächste Veranstaltung rund um Osteoporose, Sport und Ernährung findet Samstag, 9. April, ab 12.30 Uhr in der Universität (in den Hörsälen 13 und 14 sowie in der Halle) statt; Und am Donnerstag, 14. April, ab 11 Uhr, lädt die AOK zu einem Osteoporose-Workshop. Karten dazu gibt es kostenlos in den AOK Geschäftsstellen.

Artikel vom 02.04.2005