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Ein Pathologe, der
das Leben leicht nimmt

Ulrich Mühe ist heute zum 50. Mal »Der letzte Zeuge«

Von Caroline Bock
ZDF, 21.05 Uhr: Er ist ein Theatermann. Ulrich Mühe feierte zu DDR-Zeiten mit Heiner Müller große Erfolge, auch nach dem Mauerfall blieb er seinem Fach treu und ist heute ein hoch gelobter Charakterdarsteller. Seit 1998 spielt er in der Krimiserie »Der letzte Zeuge« den Gerichtsmediziner Robert Kolmaar.

Mit Erfolg: Um die sechs Millionen Zuschauer schalten freitagabends ein, heute läuft zu Beginn der fünften Staffel die 50. Folge, »Die Sensationsreporterin«. Dabei hat Ulrich Mühe (51) selbst mit Fernsehen nicht viel am Hut, wie er im Gespräch erzählt. »Mit Fernsehen vertut man doch 'ne Menge Zeit, wenn man sich drauf einlässt.« Er kommt auch nicht dazu, sich die Folgen anzusehen.
Ein wenig gruselig ist es schon, wenn Kolmaar auf dem Obduktionstisch Leichen seziert und an der Seite von Kripo-Chef Hoffer (Jörg Gudzuhn) auch noch den skurrilsten Mordfall aufklärt - in der Jubiläumsfolge stirbt das Opfer an einem vergifteten Tampon.
Gute Bücher, das Ensemble und Regisseur Bernhard Stephan: Das ist für Ulrich Mühe das Rezept, das dem »Zeugen« so gute Quoten beschert. Für ihn ist die Serie ein »Stück Heimat« geworden. Die Figur des Pathologen ist nicht sonderlich festgelegt, so weiß der Zuschauer zum Beispiel nie, ob Kolmaar mit seiner Assistentin (Gesine Cukrowski) liiert ist.
»Ich mag an ihm, dass er so eine Leichtigkeit hat, durch das Leben zu gehen«, sagt Mühe über seine Serienfigur. Bewusst geworden ist ihm in der Rolle des Pathologen, wie schnell alles vorbei sein kann - »das bisschen Haut, das bisschen Knochen ist ja sehr schnell zerstörbar«. Serienmüdigkeit zeigt er nicht: Wenn die Arbeitsbedingungen bei der ZDF-Produktion so bleiben, wie sie derzeit sind - 11 Drehtage für eine 40-minütige Folge - denkt Ulrich Mühe vorerst nicht ans Aufhören.
Derzeit hat er wieder verstärkt das Theater im Blick. In der Berliner Schaubühne steht Mühe unter der Regie von Thomas Ostermeier in Sarah Kanes »Zerbombt« auf der Bühne. Mit seiner Frau Susanne Lothar ist er gerade im Kinofilm »Schneeland« von Hans W. Geißendörfer zu sehen, einem Familiendrama, in dem er einen sadistischen Vater spielt.
Im Sommer ist der Schauspieler Schirmherr eines Musikfestivals in seinem Geburtsort Grimma (Sachsen), wo er sich auch in einer Bürgerinitiative für den Wiederaufbau einer von der Flut zerstörten Brücke einsetzt. In seinem neuen Film »Das Leben der Anderen« ist Ulrich Mühe ein Stasi-Offizier - eine Thematik, die für ihn immer noch gegenwärtig ist.

Artikel vom 01.04.2005