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Mein Kopf ordnet die Einzelheiten. Ein Versteck in Rot und Weiß.
Ein roter Himmel, malerisch improvisiert, ziert die Zimmerdecke. Ringsum helle Wände und über dem Bett ein durchsichtiges Seidentuch, das zeltförmig von der Decke hängt. Ein roter Überwurf bedeckt die Liegefläche. Hinter den gerafften weißen Vorhängen sind die Fensterläden geschlossen. Auf dem weißen Fußboden steht ein Tischchen und auf diesem ein dreiarmiger Leuchter, auf dem bereits Kerzen brennen. Der ganze Raum schimmert in einer warmen Glut
»Gefällt es dir hier, Geliebter?«, haucht sie.
»Oh, es ist sehr schön. Ich mag es sehr.«
»Es wird für viele Stunden unsere Welt sein, eine Welt, in der nur unsere Liebe zählt. Hier möchte ich nur dir gehören. Hier möchte ich dir all das geben, was unsere Liebe so einzigartig macht É Lass dich ansehen!«
So sind es noch vor ihren Händen die Augen, die von mir Besitz ergreifen. Wir umschlingen uns erneut und berühren uns in wachsender Vorfreude und durch nichts mehr aufgehaltene Erwartung.
Die Kleidungsstücke fliegen davon - nach links, nach rechts. Neugierig entdecken wir einander, gleiten unsere Hände über die weiche Haut des anderen. Zusammen werfen wir uns auf die Liegestatt. Liebkosungen der Körper. Suchende Lippen. So viel Haut - samtweich und zart. Ich küsse sie, wo ich kann. Flaminia hat sich mit lieblichen Düften geschmückt. Funkelnde Diamanten tanzen in meinem Kopf. Ein Ringen, eine wechselseitige unendliche Steigerung von Wohlgefühlen bis zum Verschmelzen aller Empfindungen. Endlich sind wir zwei eins É
Ich beobachte, wie Flaminia sich meinen Liebkosungen hingibt, in meinen Umarmungen fast untergeht. Ich spüre unter meinen Händen, wie ihre Haut mir ihre Erregung offenbart. Sehe ihre geschlossenen Augen und ihr gelöstes Gesicht im Widerschein unbeschreiblicher Gefühle.
Eine Befreiung zu immer neuen Seligkeiten. Wohlige Nachmittagswärme. Glänzende Leiber. Hitze. Ich verliere mich im Taumel der Sinne und genieße ein lang anhaltendes Hochgefühl körperlicher Lust. In einer himmlischen Schwerelosigkeit vereinigen sich unsere Seelen. Nie zuvor habe ich eine solche Gegenseitigkeit körperlichen Glücksgefühls verspürt. Ich fühle alle Anspannung aus ihrem Körper schwinden. Ein befreites Aufatmen dringt an mein Ohr. Wir sehen uns an. Ihr Blick offenbart mir ihre grenzenlose Lust. Fest umschlungen im gleichen Rhythmus atmend, gerät uns der Moment zur Ewigkeit É
Unendliche Glücksgefühle lassen unsere Körper bis in die Fußsohlen beben. Ich spüre den kräftigen Pulsschlag Flaminias an meinem Nabel. Meine Hand tastet nach ihrem flachen Bauch. Ich fühle und spüre das Pulsieren. Wenig später lege ich mein Ohr und die Wangen darauf, damit ich den Rhythmus ihres Blutes nie vergesse.
»Ich bin ein Teil von dir geworden«, flüstere ich ihr zärtlich zu.
»Ein wunderbarer Teil meiner Welt, das stimmt. Und ich suche mein Bild in deinem. Ich fühle wie du, und du fühlst wie ich. Es ist ein seltenes Geschenk, etwas ganz Besonderes, unendlich Kostbares. Lass uns alles dafür tun, uns diese gemeinsame Welt auf ewig zu erhalten. Ich möchte mit dir immer so glücklich sein wie jetzt«, erwidert sie leise.
Ihr ansteckendes Lächeln mit den Grübchen in den Wangen entzückt mich. Ich beobachte ihre spontanen Gesten und empfinde jede Regung und jedes Wort von ihr als Geschenk.
»Du bist unsagbar schön É Spürst du, was ich damit meine?«
»Ich spüre es, auch wenn du nichts sagst, doch ich weiß es, weil du es mir sagst. Ich wünschte mir, dir jeden Tag zeigen zu können, wie innig meine Liebe zu dir ist.«
Sie überlässt sich meinen Liebkosungen. Mein grenzenloses Verlangen erwidert sie mit jeder Regung ihres Körpers. Unsere Lippen kreisen zärtlich, berühren sich und kommen nicht mehr voneinander los. Wir tauchen wieder ein in ein stundenlanges Wechselspiel der Zuneigungen. Dabei fließen unsere Gefühle jedes Mal zusammen wie Quellflüsse zu einem mächtigen Strom. In diesem lassen wir uns treiben und entdecken unsere Begabungen zu immer neuen Zärtlichkeiten.
Schließlich sind wir satt vor Glück und schmiegen uns in wohliger Müdigkeit aneinander.
Erschöpft sinken wir in einen erquicklichen Schlaf.
Später, als wir wieder die Augen öffnen, wechseln sich einverständiges Schweigen mit Reden, Scherzen und Necken ab.
»Du bist eine Zauberin. Du verführst meine Seele, ohne dass ich mich dagegen wehren kann.«
»Das ist meine Macht. Du hättest dich davor hüten können. Doch nun, mein Diego, ist es zu spät É«
»Ich unterwerfe mich! Lass mich die ganze Macht der Zauberin spüren!«, erwidere ich lachend und fordere Flaminia zu einer Flut sanfter Liebkosungen heraus É
Flaminia hat sich neben mir aufgesetzt und betrachtet mich versonnen. Obwohl ich mir vorgenommen habe, durch kein unbedachtes Wort etwas zu verderben, frage ich Flaminia vorsichtig: »Erwartest du niemanden?«
Sie blickt mich an. »Oh, die Neugier erwacht. Ich verzeihe sie dir. Ich ahnte schon, dass du irgendwann die Frage stellen würdest.« Daraufhin sieht sie mich aus den Augenwinkeln heraus verschmitzt an: »Du hast zwar keine Angst vor Schlangen, doch vielleicht vor Wölfen?«
»Ich ängstige mich nur vor einem É«
»Was ist es? Sag es mir!«
»Dass ich irgendwann einmal deine Nähe, deine Liebe entbehren muss É«
»Ach, Diego. Wir haben Zeit. Endlos viel Zeit. Noch É«
»Wie soll ich das verstehen?«
Flaminia stupst mich an der Nase: »So viel Zeit, bis dass du immer wieder vor Erschöpfung darniederliegen wirst, so wie jetzt!«
»Oh, wie herrlich! Dann werden diese Momente hoffentlich unser ganzes Leben andauern.«
Flaminia umklammert mich. »Eine Ewigkeit«, sagt sie inbrünstig und wird kurz darauf ein wenig ernst. »Ich spüre einfach, dass meine Liebe und Leidenschaft zu dir nie enden wird. Dass sie gut ist und nie bestraft werden wird. Nie zuvor habe ich dergleichen empfunden. Aber ich habe nicht daran geglaubt, dass es mit uns beiden so schnell gehen würde. Doch als du mir gestern so nah warst - ich konnte einfach nicht anders É«
»Mir ging es genauso. Ich glaube, ich war dir vom ersten Augenblick unserer Begegnung an verfallen. Deshalb brach für mich fast die Welt zusammen, als ich nichts mehr von dir hörte. Das Schlimmste war, ich empfand ein fast wahnsinniges Verlangen nach dir. Die Welt schien leer ohne dich, alle meine Mühe vergeudet. Ich wollte keinen Schritt mehr ohne dich gehen.«
»Hast du etwa gelitten?«
»Vielleicht, etwas É«
»Gib zu, du warst ein wenig verzweifelt.«
»Ja, ich war es É Doch es ist vorbei!«
Sie bringt ihre Lippen nahe an mein Ohr.
(wird fortgesetzt)

Artikel vom 16.04.2005