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Ringen um innere Wahrheit

Der Künstler Wolfgang Waesch wird am Sonntag 60 Jahre alt

Von Uta Jostwerner (Text) und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Das Attribut »Autodidakt« wird häufig in Verbindung mit Semiprofessionalität gebracht. Bei Wolfgang Waesch verhält es sich anders. Hinter seiner autodidaktisch angeeigneten künstlerischen Profession steht eine innere Notwendigkeit, die sich auf der Leinwand in einnehmender Authentizität entlädt. Am Sonntag, 3. April, feiert der anerkannte Künstler seinen 60. Geburtstag.

Im Sinne von Louise Bourgeois -Ê»Man wird Künstler, weil man muss, nicht weil man will« -Êist die Kunst für Wolfgang Waesch existenziell. Er, der in den letzten Kriegstagen 1945 in Lautenthal im Harz geboren wurde und in Essen aufwuchs, hat sich die Kunst nicht ausgesucht. Sie kam über ihn.
Dabei hatte er es zuvor doch redlich versucht. Als Elitesoldat (dem Vater zuliebe), als Schaufenstergestalter, Stahlarbeiter, Seemann, Markthändler - und als Amateurboxer im Halbmittelgewicht. Alles »half« nichts. Der Zwang, eigenständige Ausdruckswelten entstehen zu lassen, setzte sich durch und führt bei Wolfgang Waesch zu einem Îuvre, das seit 25 Jahren höchste Anerkennung von namhaften Experten und Kunstkennern erfährt.
Jan Hoet etwa, künstlerischer Leiter des MARTa Herford, würdigt seine Werke als Arbeiten eines Autodidakten, die nicht als solche erkennbar sind. »Das früher vielfach Kraftstrotzende und Brachiale seines Zugriffs hat sich in letzter Zeit sichtbar gemäßigt. Die Körper suchen Balancen zu anderen Körpern oder Dingen, das kleinere Format scheint das körperliche Agieren des Malens bremsen zu wollen.«
In der Tat sagt Waesch selbst: »Ich bin zahmer geworden.« Seine bulligen, kantigen, formatsprengenden Köpfe, die er früher mit heftigen Pinselhieben aus Papier peitschte, sind ruhiger, klarer geworden. Doch noch immer steht der Mensch im Mittelpunkt seiner künstlerischen Suche nach innerer Wahrheit. Einer Wahrheit, die Gefühle wie Schmerz und Trauer nicht ausspart, die bisweilen unbequem und verstörend wirkt, stets aber berührt und für sich einnimmt.
»Wolfgang Waesch ist weder ein Kunstvereins- noch ein Abendgaleriekünstler«, schreibt dann auch Wolfgang Brosche über den Künstler, der sich eher sperrig als angepasst dem Kunstmarkt gegenüber verhält und der sagt, dass ihm Klinkenputzen zu blöd sei.
Hat er auch nicht nötig, betrachtet man die lange Liste seiner Einzelausstellungen, Preise und Stipendien. Gleichwohl dauerte es eine Weile, bis sich Wolfgang Waesch in seiner ostwestfälischen Wahlheimat durchsetzte. Aber auch sein Durchhaltevermögen ist Kennzeichen seiner künstlerischen Eigenart. »Kunst braucht einen langen Weg«, ist Waesch, der unter anderem in Paderborn, Delbrück und Herford lebte, überzeugt.
Mittlerweile hat er sich in Bielefeld niedergelassen, wo er in Claudia und Jürgen Jesse ein Galeristenpaar gefunden hat, welches seine Art zu schätzen weiß und das Wolfgang Waesch zum 60. eine eigene Ausstellung widmet. Sie wird am Sonntag, 3. April, um 11.30 Uhr in der Galerie Jesse, Siekerwall 14a, eröffnet und kann bis zum 20. Mai besichtigt werden. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Artikel vom 31.03.2005