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Ordnungshüter ermitteln mit Hochdruck

Herforder Straße: Nach tödlichem Unfall sprechen immer mehr Hinweise gegen Autorennen

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Bei der Polizei soll eine dreiköpfige Ermittlungskommission mit Unterstützung von Kfz-Sachverständigen klären, wie es zum schweren Unfall (eine Tote, zehn Verletzte) an der Herforder Straße gekommen ist. Nach ersten Recherchen der mit Hochdruck arbeitenden Ordnungshüter deutet immer mehr darauf hin, dass es Karfreitag womöglich kein Autorennen gegeben hat.

Polizeidirektor Andreas Krummrey (52), »Nummer 2« der Bielefelder Polizisten und Verkehrsdezernent im Polizeipräsidium, wies gestern Vorwürfe zurück, er als zuständiger Beamter vom Führungsdienst und seine uniformierten Kollegen hätten am Karfreitag nicht genug getan, um den Unfall an der Ecke Herforder-/Schuckenbaumer Straße zu verhindern. Den Angaben von Krummrey zufolge habe man auch in der Nacht vom 25. zum 26. März auf das seit Jahren in Bielefeld bewährte Konzept gegen Raser mit »aufgemotzten Autos« gesetzt. Etwa 20 Ordnungshüter der Polizeiinspektionen Ost und Nord, vom Verkehrsdienst zur Überwachung der Tuningszene sowie ein Kfz-Sachverständiger, der vor Ort tiefergelegte Wagen ohne entsprechende TÜV-Zulassung stilllegen soll, seien flächendeckend an allen Treffpunkten für illegale Rennen im Sondereinsatz gewesen.
Neben »Gefährdeansprachen« und Kfz-Kontrollen habe man am Karfreitag, dem traditionellen Saisonauftakt der Tuningszene, zudem mit Hilfe von zwei Laser- und einem Radarmessgerät das Geschehen auf Bielefelds Straßen im Auge behalten. Vorab-Recherchen der Ermittler im Internet hätten keinen Hinweis darauf erbracht, dass zu Ostern in der Leineweberstadt Rennen gefahren werden sollten. Auch habe der Pächter der Tankstelle gegenüber dem Möbelhaus Zurbrüggen mitgezogen und sein Gelände mit eigens geparkten Leihwagen so unattraktiv wie möglich für die Tuningszene gestaltet. Als der folgenschwere Unfall sich ereignete, sei die Polizei gerade dabei gewesen, das Tankstellengelände nach entsprechender Bitte des Pächters von Schaulustigen zu räumen.
»Aus unserer Sicht waren die Maßnahmen ausreichend,« so das Fazit von Krummrey. Trotzdem sei nach dem schrecklichen Unfall darüber nachzudenken, ob die bisherige Einsatzanordnung der Polizei, »erkannte Ordnungswidrigkeiten kleinlich zu ahnden und Renntätigkeiten im Keim zu unterbinden«, noch härter gefasst werden könne. Krummrey: »Wir müssen überlegen, was im Rahmen unserer rechtlichen Möglichkeiten noch zu tun ist.«
»Entscheidend ist: Wäre dieser Unfall zu verhindern gewesen? Denn es ist unerträglich, dass so etwas unter den Augen der anrückenden Polizei passiert«, erklärte der Polizeidirektor. Er kündigte fürs nächste Wochenende erneut scharfe Kontrollen gegen die Tuningszene an, die bis zum Herbst fortgesetzt würden.
Unterdessen ergab gestern eine Stellprobe von Polizei und Kfz-Sachverständigen, dass die zwei Fahrzeuge des vermuteten Autorennens vom Karfreitag, der getunte Opel Corsa und das 3-er BMW Cabrio, sich beim Unfall nicht berührt hatten. Auch gibt es mittlerweile Zeugen, die aussagen, der Cabrio-Fahrer sei auf der Herforder Straße vor dem Opel Corsa unterwegs gewesen und habe mit dem schrecklichen Geschehen nichts zu tun gehabt.

Artikel vom 30.03.2005