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Bewaffnet mit Maschinenpistole

Nachbarschaftsstreit um Lärmbelästigung Grund für Brackweder Bluttat

Von Jens Heinze (Text)
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Ein seit längerem schwelender Nachbarschaftsstreit um Lärmbelästigung war offenbar der Auslöser für die Bluttat von Ostermontag in Brackwede. Die 32-Jährige, die im Treppenhaus ihres Wohnhauses Am Frölenberg 17 von Andreas F. mit einem Schuss in den Rücken niedergestreckt wurde, ist nach einer Notoperation außer Lebensgefahr.

Polizeisprecher Martin Schultz bestätigte zudem auf Anfrage, dass der 43-jährige Täter aus einer tschechischen Maschinenpistole vom Typ »Ceska Skorpion« geschossen hatte. Mit dieser Schnellfeuerwaffe vom Kaliber 7.65 Millimeter lauerte Andreas F. seiner 32-jährigen Nachbarin am Ostermontag gegen 1.25 Uhr gezielt im Treppenhaus auf. »Die Frau wurde in den Rücken geschossen, als sie in der Nacht ihren Hund ausführen wollte«, so Erster Kriminalhauptkommissar Hartmut Runte, Leiter der ermittelnden Mordkommission.
Dass die alleinstehende Nachbarin den Mordanschlag des arbeitslosen, ehemals selbstständigen 43-jährigen Computerspezialisten überlebte, verdankt die gebürtige Wilhelmshavenerin einem technischen Defekt an der Maschinenpistole: Die »Ceska Skorpion« hatte nach dem ersten Schuss eine Ladehemmung. Trotzdem erlitt das Opfer schwerste Verletzungen - es wurde von der Kugel in die Wirbelsäule, das Zwerchfell und die Leber getroffen, klagte bereits beim Abtransport durch Rettungskräfte ins Krankenhaus Gilead 1 über erste Lähmungserscheinungen. Ob die Frau dauerhaft unter den Folgen der feigen Schussattacke zu leiden haben wird, stand gestern noch nicht fest.
Wo sich der Täter die Maschinenpistole besorgt hatte, das wollte Erster Kriminalhauptkommissar Runte mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht sagen. Allerdings war Andreas F. bestens ausgerüstet - für die Schnellfeuerwaffe verfügte der 43-Jährige über einen Schalldämpfer und 100 Schuss Munition.
Nachdem der Brackweder sich im Anschluss an die Bluttat am Ostermontag erst in seiner Wohnung im 1. Stock verschanzt und dann fast elf Stunden lang mit der Polizei verhandelt hatte, richtete er sich am Mittag im Haus Am Frölenberg 17 schließlich selbst. Die gestrige Obduktion ergab, dass sich Andreas F. mit seiner auf Dauerfeuer gestellten Waffe vier Mal in den Kopf geschossen hatte. Zudem fand die Kripo neben der Leiche einen Abschiedsbrief. Darin gestand der Brackweder unter anderem den Mordanschlag auf seine Nachbarin.

Artikel vom 30.03.2005