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Danny B.: »Es war kein Autorennen«

Eine Tote und zehn Verletzte - Opel-Fahrer soll nicht einmal zu schnell gewesen sein

Von Christian Althoff
Versmold (WB). Der Opel-Fahrer, der Karfreitag in Bielefeld in eine Menschenmenge gerast war, bestreitet, ein Rennen gefahren zu sein. Bei dem Unfall waren eine Frau (25) getötet und zehn Menschen verletzt worden.

»Die Darstellung, ich hätte mir mit einem BMW ein Rennen geliefert, ist Quatsch«, sagte Danny B. (20) dem WESTFALEN-BLATT. Über Einzelheiten des Unfallhergangs wolle er jedoch auf Anraten seines Anwaltes nichts sagen. Rechtsanwalt Michael Naunheim erklärte, solange ihm die polizeiliche Ermittlungsakte nicht vorliege, werde es keine weitere Stellungnahme geben. »Dazu habe ich meinem Mandanten nicht zuletzt auch deshalb geraten, weil ihn das Geschehen sehr mitgenommen hat.« Danny B. ließ den Angehörigen der Verletzten sowie den Verwandten der getöteten Altenpflegerin Jessica S. gestern über seinen Anwalt sein »tiefes Mitgefühl« ausdrücken.
Der 20-jährige Mann aus Versmold (Kreis Gütersloh) war Karfreitag in Bielefeld am Rande eines Tuning-Treffens in die Zuschauermenge gefahren. Zunächst hatte die Polizei angenommen, dass der Corsa des Versmolders während eines illegalen Autorennens von einem BMW Cabrio gerammt worden und deshalb von der Straße abgekommen war. Polizeisprecher Michael Waldhecker: »Nach Auswertung zahlreicher Spuren und der Vernehmung etlicher Zeugen steht jetzt allerdings fest, dass es keine Berührung der beiden Wagen gegeben hat.« Die Beamten gehen vielmehr davon aus, dass Danny B. mit seinem getunten Opel Corsa (Zwei-Liter-Motor, 118 PS, Spitze 196 km/h) beim Wechsel von der linken auf die rechte Fahrspur den BMW einer rechts fahrenden Frau geschnitten hat, es zum Kontakt der beiden Wagen gekommen war und der Corsa daraufhin abgehoben hat.
Damit wäre der Unfall lediglich auf einen Fahrfehler zurückzuführen. Hinweise auf eine überhöhte Geschwindigkeit des Opels hat die Polizei nicht, und auch in der Flensburger Verkehrssünderkartei ist Danny B. nicht eingetragen.
»Weil jeder konkrete Hinweis auf ein Autorennen fehlte, hatten wir am Samstag auch keinen Anlass, den Führerschein sicherzustellen«, erklärte Staatsanwalt Klaus Metzler. Diese Entscheidung wurde gestern noch einmal unter Hinzuziehung der inzwischen gewonnenen Erkenntnisse überprüft und für weiterhin gültig erklärt. Wegen des großen öffentlichen Interesses informierte die Staatsanwaltschaft auch das nordrhein-westfälische Justizministerium über den Fall.
Der Bielefelder Anwalt und Verkehrsrechtsexperte Dr. Eckhard Küter sagte gestern, dem Unfallfahrer drohe bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung erfahrungsgemäß eine Geldstrafe zwischen 90 und 110 Tagessätzen. »Im Fall eines Autorennens hätte er allerdings mit einer Haftstrafe zwischen sieben und neun Monaten zu rechnen.«
Von den zehn Männern und Frauen, die bei dem Unfall verletzt worden waren (unter ihnen auch Danny B.), sind nur noch zwei in stationärer Behandlung. »Bei allen anderen waren die Verletzungen zum Glück nicht so schwerwiegend«, sagte Polizeisprecher Waldhecker. An der Unfallstelle steht seit Montagabend ein Holzkreuz mit einem Bild der Altenpflegerin, die mit ihrem Verlobten am Straßenrand gestanden und den Unfall nicht überlebt hatte. »Wir werden dich nie vergessen«, schrieben die Eltern und die Schwester von Jessica S. unter das Bild.

Artikel vom 30.03.2005