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Begriff Wirtschaft differenzieren

Handwerk handelt nicht wie Multis


Zu dem Kommentar »Reformen und Ackermann - Was machen wir denn nur alles falsch?«
Aufträge - Arbeit - Arbeitsplätze: Diese betriebswirtschaftlich logische Konsequenz, wie sie vor allem in den kleinen und mittleren Betrieben des Handwerks und wohl auch des Handels praktiziert wird, scheint bei aktiennotierten, multinational operierenden Konzernen und Dienstleistern seine Gültigkeit verloren zu haben. Die Deutsche Bank, E.ON und Siemens sind hierfür markante Beispiele.
Das aber macht es notwendig, den Begriff »Wirtschaft« sehr differenziert zu verwenden. Der Wertewandel in der Wirtschaft vollzieht sich eben nur in einigen Teilbereichen und darf nicht der gesamten Wirtschaft angelastet werden. Maßstab hierfür sind nicht einzelne Großkonzerne, sondern vielmehr die Masse der kleinen Unternehmen. 860 000 Handwerksbetriebe mit etwa 4,9 Millionen Mitarbeitern gibt es in Deutschland. Eine ausschließlich renditeorientierte Unternehmenspolitik liegt diesen Handwerksunternehmen naturgemäß fern. Sie orientieren sich an den Gesetzen des Marktes: Mehr Aufträge - mehr Arbeit - mehr Arbeitsplätze.
Im Handwerk verläuft die Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze im Verhältnis zur jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung. Im Umkehrschluss bedeutet dies: weniger Aufträge - weniger Arbeit - weniger Arbeitsplätze. Dabei fällt es Handwerksunternehmern oft schwer, sich von Mitarbeitern zu trennen, die sie persönlich kennen und deren Schicksal ihnen nicht gleichgültig ist. Es ist eine Abwägung zwischen sozialer Verantwortung und der Sicherung der eigenen betrieblichen Existenz. Letztlich aber muss bei dieser Entscheidung das Überleben des Betriebes im Vordergrund stehen.
HANS-GÜNTER LAMM33611 Bielefeld

Artikel vom 15.04.2005