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Leitartikel
Auch Feinstaub vernebelt

Hauptsache Angst, heißt die Parole


Von Rolf Dressler
Es war einmal ein verfemtes Volk. Das schwor sich selbst und gleich auch noch der ganzen Menschheit, es werde sich nimmer mehr in so teuflischer Weise manipulieren und gar in ein apokalyptisches Verderben reißen lassen wie von dem Tyrannen Adolf H. aus Braunau am Inn - in jenen zwölf Jahren zwischen 1933 und 1945, die eigentlich tausend hätten werden sollen. Mindestens.
Immerhin, man fühlt sich demokratisch gefestigt, wähnt sich gefeit gegen Anfechtungen von rechts- und linksaußen. Gewiss, allein dies schon ist ein enormer Zugewinn, ein mächtiges Pfund, das Stabilität verheißt für die absehbare Zukunft.
Wie aber steht es um den »Nie-wieder«-Schwur der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen im ganz gewöhnlichen Politik-Alltag 2005? Von den Medien wild befeuert, wogt eine Feinstaub-Horrorwelle speziell über Deutschland einig Panikland hinweg. Wieder einmal geraten Maß und Ziel ins Hintertreffen. Der gesunde Menschenverstand wird an der Garderobe abgegeben. Denn am heißesten gehandelt wird bei Presse, Funk und Fernsehen bekanntlich, wer die schrillsten Töne anschlägt.
Und wieder wittern zuvorderst die Laut-Sprecher der Grünen Morgenluft. Wie heißt es doch in Joschka Fischers radikal-ideologischer Handlungsanleitung in seinem viel zu wenig beachteten Buch mit dem scheinbar unverfänglichen Titel »Für einen neuen Gesellschaftsvertrag« aus dem Jahre 1998: Man müsse den Leu- ten nur kräftig Angst machen, denn »Angst verleiht Flügel, sowohl den Beinen wie dem Kopf«.
Also traktieren sie jetzt die Fein- staub-Alarmtrommel, schlagen dem Autofahrer-Volk, im Dutzend billiger, auch all das um die Oh- ren, was an Halb- und Scheinwahrheiten nicht niet- und nagelfest ist. Hauptsache, es macht die Leute kirre, bis sie auch noch den größten Unfug für bare Münze nehmen. Stündlich höher dreht der Drohmotor: Eben noch ging es um zeitweilige Lkw-Fahrverbote in Innenstädten, sodann um Partikelfilter-Einbau und -Nachrüstung.
Plötzlich jedoch werden sogar schon flächendeckende generelle Fahrverbote für sämtliche Autos gefordert. Ein ewig junges grünes Lieblings-»Projekt« könnte Wiederauferstehung feiern. Pro Jahr verursache Feinstaub aus Lkw- und Pkw-Dieselmotoren angeblich 65000 Todesfälle, wird ins Blaue hinein behauptet. Kein einziger aber ist gesichert nachgewiesen. »Vergessen« die Zeiten, in denen maßgeblich die Grünen das Hohelied vom unerreicht umweltfreundlichen Diesel sangen.
In den Wintermonaten 2004/2005 indes liefen abermillionen Ölheizungen auf Vollast. Sie verbrannten ein Vielfaches dessen, was Autos ausstießen - und pusteten selbst bei exakter Einstellung mehr Ruß in die Luft als alle Diesel-Autos im ganzen Jahr. Daher rührt die auffällige Gesamtzunahme zu Jahresbeginn.
Niemand wird gesundheitliche Gefährdungen kleinreden. Doch wollten nicht gerade wir Deutsche für immer allen Manipulateuren und Polit-Scharlatanen trotzen?

Artikel vom 31.03.2005