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Deutsche Bischöfe gegen Sterbehilfe

Kirchen plädieren für den Schutz des Lebens - am Anfang und am Ende

Frankfurt/Main (AP). Die deutschen Bischöfe haben sich in ihren Osterbotschaften klar gegen aktive Sterbehilfe in jeder Form ausgesprochen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nannte den Streit über die Ernährung der amerikanischen Koma-Patientin Terri Schiavo ein »schlimmes Schauspiel«. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, nannte das Leben ein Geschenk Gottes, über das »weder an seinem Beginn noch an seinem Ende« willkürlich verfügt werden dürfe.
Lehmann sagte bei seiner Predigt im Mainzer Dom, es sei keine Lösung, Menschen schneller in den Tod hinein zu befördern und sie verhungern zu lassen. Er warnte vor Sterbehilfe als verführerischer Idee und kritisierte besonders, dass »wir Richter verschiedener Ebenen dazu zwingen, wie Herren über Leben und Tod Entscheidungen zu treffen«.
Heute scheine man große Schwierigkeiten zu haben, wenn Menschen quälend langsam ihr Leben beendeten, sagte der Kardinal. Offenbar wachse die Versuchung, mit menschlichen Mitteln einzugreifen und den Zeitpunkt des Todes selbst zu bestimmen.
»Die Gefahr ist groß, dass wir als Ärzte und Pflegende, aber auch Angehörige oder auch Betreuungspersonen und Richter zu Herren über Leben und Tod werden können«, warnte Lehmann. Er betonte aber zugleich, dass auch umgekehrt der technisch verzögerte Tod nicht den Sieg über das menschliche Sterben davontragen dürfe.
Huber sagte im Berliner Dom, die moderne Medizin könne ein Leben scheinbar unendlich verlängern. Wenn die Kirche mit der Auferstehung Christi zu Ostern die Überwindung des Todes feiere, heiße das aber nicht, das Leben aus eigener Kraft unendlich verlängern zu müssen.
Folge der österlichen Verheißung sei auch das Eintreten für ein Sterben in Würde. »Deshalb wenden wir uns auch jetzt gegen jede Vorstellung davon, dass die aktive Sterbehilfe, der bewusst herbeigeführte Tod ins Kalkül gezogen wird. Andere Wege sind nötig - und möglich«, betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Huber sprach sich ausdrücklich für Patientenverfügungen aus. »Wie gut wäre es gewesen, wenn Terri Schiavo sich mit solcher Klarheit hätte äußern können«, sagte der Bischof.
Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner erklärte, die Kirche müsse ihre Stimme gegen alle Tode erheben: »Sie sagt dem Arzt in der Frauenklinik und im Pflegedienst: ÝDeine Hände sind nicht zum Töten da sondern zum Heilen und zum LindernÜ« Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sagte, die Auferstehung Jesu begründe den Kampf der Kirche gegen jedwede Todesproduktion. Damit gemeint seien auch die sich hinter dem Begriff »aktive Sterbehilfe« verbergende Euthanasie und die Tötung ungeborenen menschlichen Lebens, fügte er hinzu.
Der Trierer Bischof Reinhard Marx sagte im Deutschlandfunk, kein Mensch habe das Recht, seinen eigenen Tod zu bestimmen, so wie er auch nicht das Recht habe, sich selber ins Leben zu bringen. Auch der Münchner Kardinal Wetter sprach in seiner Osterpredigt von der »Pflicht, Leben zu erhalten«.

Artikel vom 29.03.2005