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Letzte Ölung für Terri Schiavo

Gouverneur Bush schließt weiteres Eingreifen im Fall der Koma-Patientin aus

Pinellas Park (AP). Die sterbende Komapatientin Terri Schiavo hat von einem Priester die Letzte Ölung erhalten. Der Geistliche Thaddeus Malanowski gab der 41-Jährigen zuvor die Kommunion, indem er ihr einen Tropfen Wein auf die Zunge träufelte. Dann rieb er sie mit Öl ein und segnete sie.

Beide Sakramente hatte Schiavo zuletzt am 18. März erhalten, als der Komapatientin auf Antrag ihres Ehemannes die Magensonde entfernt worden war. Er habe Terri Schiavo keine Hostie geben können, da ihre Zunge trocken gewesen sei, sagte Malanowski.
Schiavos Ehemann hatte zunächst die Einwilligung für die Kommunion verweigert, schließlich aber zugestimmt. Die Erklärung des Geistlichen wurde von Demonstranten vor dem Krankenhaus mit Beifall aufgenommen. Schiavos Bruder Bobby Schindler bat die Menschen, sich ruhiger zu verhalten. »Wir werden das Problem nicht lösen, wenn wir festgenommen werden«, sagte er. »Wir können Gesetze verändern, aber wir verändern sie nicht heute.«
Terri Schiavo hat seit der Entfernung der Magensonde vor neun Tagen keine Nahrung mehr zu sich genommen. Der Anwalt der Eltern, David Gibbs, sagte im Fernsehsender CBS, der Punkt sei erreicht, »an dem sie körperlich nicht mehr in der Lage ist, sich wieder zu erholen«. Ein Sprecher der Familie von Bob und Mary Schindler wies diese Einschätzung allerdings vor Journalisten zurück. Sie sei »ohne Wissen der Familie« gemacht worden und »absolut nicht wahr«. Der Vater von Terri Schiavo erklärte gestern nach einem Besuch am Krankenbett, seine Tochter habe ihren Lebenswillen noch nicht verloren. »Sie kämpft wie verrückt«, sagte Bob Schindler. »Sie hat unglaubliche Ausdauer. Sie fleht um Hilfe.«
Der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, sieht nach eigenen Angaben keine Möglichkeit mehr, die Wiederaufnahme lebenserhaltender Maßnahmen zu erreichen. »Ich kann nicht gegen eine gerichtliche Anordnung verstoßen«, sagte der Bruder von USPräsident George W. Bush am Sonntag dem Fernsehsender CNN. »Ich habe keine Vollmachten der US-Verfassung oder, in diesem Fall, der Verfassung Floridas, die mir erlauben würde, nach einer getroffenen Entscheidung zu intervenieren.«
Die künstliche Ernährung wurde am 18. März eingestellt. Nach Angaben von Ärzten kann Terri Schiavo danach noch ein bis zwei Wochen leben. Ihr Mann hatte in dem 15 Jahre langen Rechtsstreit gesagt, seine Frau habe ihm gesagt, sie würde nicht künstlich am Leben erhalten werden wollen.
Ärzte haben in dem langen Instanzenweg immer wieder einen dauerhaft vegetativen Zustand diagnostiziert. Demnach wurde die Hirnrinde infolge einer 1990 erlittenen Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr bei einem Herzstillstand massiv geschädigt. Schiavos Eltern zweifeln diese Diagnose an. Zwei Berufungsanträge stehen noch aus. Ihnen werden jedoch kaum Erfolgschancen eingeräumt, da das zuständige Gericht ähnliche Anträge bereits zurückgewiesen hat. Es war nicht klar, wann das Gericht entscheiden würde.

Artikel vom 29.03.2005