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»Wir kennen das hier«

Anlieger Karl Bertram lebt mit Freitagsrasern


Bielefeld (-md-). Während Polizei und Sachverständige im abgesperrten Bereich der Unfallstelle analysieren und kartieren, sammelt ein einzelner Mann auf dem Gehweg gleich nebenan Abfälle zusammen. Karl Bertram trägt die leeren Flaschen von modernen Mixgetränken und Bier zusammen und befüllt einen blauen Müllsack. »So einen Sack bekomme ich immer voll«, berichtet der Rentner, der seit vielen Jahren an der Einmündung der Schuckenbaumer Straße, dem früheren Walkenweg, in die Herforder Straße lebt. Und sich an die Freitagsszene vor seinem Haus gewöhnen musste.
»Die Polizei ist ja machtlos«, sagt Bertram. Resignation spricht aus seiner Stimme. Wenn an lauen Sommerabenden die PS-Protze die Freitagsparty auf dem Asphalt an der Aral-Tankstelle starten, ist es für die Ur-Kammeratsheider mit der Gartenruhe oder einem Fernsehabend vorbei. »Irgendwann musste so etwas passieren«, sagt Bertram leise. Bis an seinen Zaun sind Trümmerteile des Todes-Corsa geflogen.
Andere Anlieger aus dem Wohnviertel stehen stumm hinter der Absperrung und blicken auf das gesamte Trümmerfeld. »Das müssten sich all die nächtlichen Raser mal einige Stunden genau anschauen, vielleicht hilft das ja«, sagt eine Frau in ihrem Zorn und ihrer Verzweiflung. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Irgendwie verständlich.

Artikel vom 29.03.2005