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Der Fürst ringt mit dem Tod

Zustand des schwer kranken Rainier III. unverändert dramatisch

Monte Carlo (AP/dpa). Hoffen und Bangen um den todkranken Fürsten Rainier hat die Osterfeiertage in Monaco überschattet. Den Ärzten gelang es zwar, den Zustand des 81-Jährigen zu stabilisieren, die Genesungsaussichten werden aber weiter »zurückhaltend« beurteilt. Die Ärzte kämpfen um das Leben von Fürst Rainier III. Prinz Albert ist viele Stunden am Krankenbett.

Rainier wurde am Sonntagabend an eine Dialysemaschine angeschlossen. Möglicherweise sollen weitere Dialysen folgen, erklärte Palastsprecher Armand Deus gestern. Schon am Sonntag hatten Rainiers Ärzte mitgeteilt, die Funktionen von Herz, Niere und Lunge hätten sich stabilisiert. Der Fürst sei »bei Bewusstsein«, doch erhalte er schmerzstillende Medikamente, um die »absolut notwendige künstliche Beatmung zu ertragen«. Erbprinz Albert (47), seine Schwestern Prinzessin Caroline (48) und Prinzessin Stephanie (40) besuchen ihren Vater regelmäßig in der Herz-Lungen-Klinik.
Auch zwei Söhne von Prinzessin Caroline, der 17-jährige Pierre und der 20 Jahre alte Andréa, haben ihren Großvater am Samstag besucht.
Der Fürst regiert das überwiegend katholische Monaco seit mehr als einem halben Jahrhundert. In der Kathedrale, in der Rainier 1956 Grace Kelly heiratete und in der diese begraben ist, versammelten sich am Ostersonntag zahlreiche Menschen. Erzbischof Bernard Barsi sagte in seiner Predigt, der Gesundheitszustand Rainiers und des Papstes »macht uns große Sorgen«. Er lud alle Gläubigen ein, »für diese zwei außergewöhnlichen Menschen zu beten, die Gott uns gegeben hat: Den einen, um sich des Schicksals Monacos anzunehmen. Den anderen, um die katholische Kirche zu führen«.
Viele Monegassen halten mit einer brennenden Kerze vor der Herz-Lungen-Klinik Wache. »Mit den offiziellen Mitteilungen will man uns wohl langsam auf seinen Tod vorbereiten«, sagte eine Passantin.
Direkt neben dem Krankenhaus, in dem Fürst Rainier von Monaco mit dem Tode ringt, steht das Fürstin-Gracia-Theater. Es ist eine von zahlreichen Einrichtungen, mit denen Rainier seiner Frau nach ihrem tragischen Unfalltod 1982 ein Denkmal setzte.
Die märchenhafte Liebesgeschichte zwischen dem Herrscher des mediterranen Fürstentums und der amerikanischen Schauspielerin Grace Kelly hat ihren Tod überdauert - und selbst jetzt, wo die Monegassen um Rainier bangen, zaubert die Erinnerung an das Paar noch ein Lächeln auf ihre Lippen. »Prinzessin Gracia ist noch hier. Ich kann es nicht erklären. Aber sie war einfach zauberhaft, voller Wärme, Großzügigkeit und Menschlichkeit«, sagt Nathalie Ponsenard, die in einem Kindergarten in der Nähe des Palasts arbeitet.
Im Fürstentum laufen unterdessen schon Vorbereitungen für eine Bestattungszeremonie. »Falls der Fürst stirbt, kann nichts dem Zufall überlassen bleiben. Dann müssen alle benachrichtigt werden, vom Kaiser von Japan bis zum letzten Spross der Grimaldi-Familie«, hieß es am Wochenende aus diplomatischen Kreisen.

Artikel vom 29.03.2005