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Machtgerangel bei den Liberalen

Kritiker fordern stärkere Rolle von Fraktionschef Wolfgang Gerhardt


Berlin (dpa). In der FDP wird heftig über die Machtverteilung zwischen Parteichef Guido Westerwelle und dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Gerhardt gestritten. Nachdem Gerhardt jüngst ohne Mitwirkung Westerwelles eine Art Regierungsprogramm vorgestellt hatte, setzten sich führende FDP-Politiker am Wochenende für eine größere Rolle des früheren Parteichefs im Bundestagswahlkampf 2006 ein.
Der Sprecher der Fraktionschefs von Bund und Ländern, Jörg-Uwe Hahn, forderte »mehr Gerhardt« und warnte Westerwelle indirekt vor Eskapaden, die den Wahlsieg gefährden könnten.
Zahlreiche Spitzen-Liberale wiesen die Kritik aber zurück.
Der 61-jährige Gerhardt sei »seriös, kompetent, glaubwürdig und garantiert, dass die FDP nicht zur Partei der Spaßgesellen und Leichtmatrosen wird«, sagte Hahn, der auch Fraktionschef in Hessen ist, der Zeitung »Bild am Sonntag«. Gerhardt selbst sowie Parteivize Andreas Pinkwart wiesen die indirekten Vorwürfe gegen Westerwelle mit scharfen Worten zurück. Gerhardt: »Es geht mir um einen inhaltlichen Beitrag zur Politik der FDP, nicht um einen persönlichen Wettbewerb. Herr Hahn überzieht mit seiner Kritik.« Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen FDP, Pinkwart sagte: »Der Hahn kräht mittlerweile zu allem und jedem. Aber immer seltener zum Nutzen der gesamten Partei.«
Hahn sagte, Gerhardt und Westerwelle »sollten als gleichberechtigte Vorsitzende von Fraktion und Partei die FDP in die Bundestagswahl führen. Sie sollten ein echtes Tandem bilden. Wenn einer von beiden auf der Zielgeraden in ein Spaßmobil steigt, können wir die Wahl vergessen.«
Offen zweifelte das Bundesvorstandsmitglied die Fähigkeiten des 41-jährigen FDP-Chefs an: »Westerwelle ist anzumerken, dass er immer Generalist war. Er musste sich nie als Fachpolitiker intensiv mit einem Sachgebiet auseinander setzen.«

Artikel vom 29.03.2005