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Deutsche Stadtbahnen fahren »auf Verschleiß«

Hanning & Kahl aus Oerlinghausen Weltmarktführer für Brems- und Steuerungssysteme


Von Monika Schönfeld
Oerlinghausen (WB). Nach einem Investitionsrückgang der Verkehrsbetriebe in die Technik von Stadt- und Straßenbahnen 2004 von zehn Prozent, erwartet die Branche im deutschen Markt den gleichen Rückgang für dieses Jahr. »Wir fahren dann auf Verschleiß«, so die Einschätzung der Techniker der Verkehrsbetriebe.
Das Oerlinghauser Unternehmen Hanning & Kahl GmbH & Co. KG, Hersteller von hydraulischen und elektromagnetischen Bremssystemen für den schienengebundenen Nahverkehr und Anbieter von Weichensteuerungen, Signalanlagen und Verkehrsmanagementsoftware, hat sich deshalb aufs Ausland konzentriert. Mit einer Exportquote von 60 Prozent hat das Unternehmen innerhalb der vergangenen acht Jahre seinen Umsatz auf 43,2 Millionen Euro nahezu verdoppelt - bei fast gleichgebliebener Mitarbeiterzahl von heute 289 Beschäftigten. In vielen Bereichen, so Geschäftsführer Wolfgang Helas, ist Hanning & Kahl (gegründet 1898) Weltmarktführer mit 34 Prozent bei Bremssystemen, bei Betriebshofsteuerungen mit 79 Prozent. Die finanzielle Schwäche der Kommunen spielt ihm allerdings auch in die Hände: es übernimmt für ganze Strecken den Vollservice.
Nächstes größeres Projekt ist die Ausrüstung der Jerusalemer Stadtbahn - mit 19 Verkehrsbetrieben in Japan ist das Unternehmen aus dem Kreis Lippe auch im Geschäft. 1998 war die Firma Gründungsmitglied des Verbands »Bahntechnik NRW« - für Verkehrsminister Axel Horstmann ein Aushängeschild für Nordrhein-Westfalen (450 Unternehmen mit 100 000 Arbeitsplätzen). Mit Zuschüssen aus dem Verkehrsministerium gelang dem Verein der Sprung über den großen Teich. Für Weichenstell- und Meldeübertragungssysteme ist Hanning & Kahl Marktführer in den USA und in Japan geworden.
2003 entwickelte das Unternehmen eine elektromechanische und damit nahezu wartungsfreie Bremseinheit für Windkraftanlagen. Die Innovationskraft und Produktivität führt Helas auf die Unternehmenskultur zurück, die auf Kaizen, der japanischen Philosophie der ständugen Verbesserung und Mitarbeiterbeteiligung beruht. Seit 1999 ist das Unternehmen TOP-Gastgeber und erzielte 2005 das Siegel TOP-Job für die beste Unternehmenskultur.

Artikel vom 25.03.2005