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Zu Ostern wieder zurück im Familiennest

Drei Monate nach dem Wohnungsbrand an Weihnachten starten die Hedtkes durch


Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). »Danke« steht auf dem Gugelhupf. Reinhard Hedtke hat ihn gebacken, symbolisch für alle WESTFALEN-BLATT-Leser und Bielefelder, die seiner Familie in ihren schwersten Stunden beigestanden haben. Jetzt ist der Kaffeetisch gedeckt in der Dreizimmer-Wohnung an der Bleichstraße. »Wir sind sehr glücklich, auch wenn wir unglaublich viel Arbeit hatten«, erzählt Ehefrau Michaela Hedtke.
Genau drei Monate nach dem Wohnungsbrand, der einen Tag vor Weihnachten 2004 das Familienglück jäh beendet und die gesamte Habe der dreiköpfigen Familie vernichtet hatte, sind die Hedtkes wieder zurück in ihrer angestammten Umgebung. Sohn Benjamin, inzwischen acht Jahre, hatte damals auf der Suche nach den Weihnachtsgeschenken zur Kerze gegriffen und durch seine Unachtsamkeit das Ungück ausgelöst. Jetzt ist Benjamin mit dem Mountain-Bike im Park hinter der Turnhalle Ost unterwegs, kann seine Grundschule an der Petrikirche frühmorgens wieder zu Fuß erreichen. »Dafür bin ich wieder im Nachtbus unterwegs«, sagt Michaela Hedtke. Die Küchenfachkraft ist weiter im Altenzentrum der AWO in Baumheide beschäftigt, wo die Familie damals nach dem Unglück eine Bleibe in einer Angehörigenwohnung gefunden hatte.
Von der spontanen Hilfsbereitschaft der Bielefelder, ausgelöst durch einen Spendenaufruf im WESTFALEN-BLATT, sind die Hedtkes bis heute überwältigt. Angefangen bei den Lesern, die mit Kleiderspenden spontan aktiv geworden waren, reicht die Liste mit den Dankadressen über Mitarbeiter der Sparkasse Bielefeld, der Petri-Kirchengemeinde und den Schadensregulierern der Gothaer und Karstadt-Versicherung bis zur IKK Bielefeld oder Bielefelds Karstadt-Chef Thomas Kunz, der einen Einkaufsgutschein über 250 Euro gestiftet hatte.
Viele Bausteine haben dazu beigetragen, dass sie zum Osterfest wieder in der frisch renovierten Wohnung von Vermieter Lutz Rohde sind. Entsorger Sita-Wiebe half bei der Räumung der völlig ausgebrannten alten Wohnung, die GAB um Franz Schaible bei der Einrichtung des Neuanfangs. Besonders verbunden ist die Familie allerdings Josef Wehrfritz. Der Chef des AWO-Zentrums hatte mit seinem Obdach drei Menschen eine Perspektive gegeben, als alles ausweglos erschien.

Artikel vom 25.03.2005