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Wirtschaftsförderung
der Stadt überdenken

Clausen: Priorität bei erneuerbarer Energie

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Umwelt und Arbeitsplätze lassen sich nahtlos in einem Ziel formulieren«, sagt Sebastian Meyer-Stork. Der Chef der Umweltinitiative der Wirtschaft hatte die Politik zur Podiumsrunde eingeladen. Erklärtes Ziel: Neue Aufgaben definieren für die Initiative, die seit Anfang der Neunziger Jahre wichtige Beiträge mit lokalem Bezug geleistet hatte.

Viele Dinge, die Anfang der Neunziger Jahre mit einem Aufbruch zu »ökologischen Basiskompetenzen« wie Abfallbilanzen begonnen hatte, ist mittlerweile in den Unternehmen fest implementiert und im positiven Sinne zur Routine geworden, betont Meyer-Stork. Der ursprüngliche Initiativ-Charakter ist in ein Reifestadium übergegangen, die systematische Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsgedankens ist in den Vordergrund getreten. Eingeladen auf das Podium in der IHK waren die Fraktionsvorsitzenden Ralf Nettelstroth (CDU), Peter Clausen (SPD) und Dr. Inge Schulze (Grüne) sowie Martin Wörmann, Leiter des städtischen Umweltamtes.
Erklärte Ziele der Gesprächsrunde, für die teurer Umweltschutz nicht nachhaltig sein kann und nachhaltiger nicht teuer sein muss gilt, Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum rasch zu entkoppeln: Man muss nicht sagen, was andere tun müssen, sondern erkennen, welche Möglichkeiten man selbst vor Ort hat. Die Zuhörerschaft war an diesem Nachmittag zwar nicht besonders groß, dafür setzte sich das Auditorium aus Managern und Abteilungsleitern von Unternehmen zusammen, die der Initiative von Anfang verbunden und mit dem Aufbau bestens vertraut waren.
Besonders nachhaltigen Diskussionsstoff lieferte in seiner Stellungnahme der SPD-Fraktionschef Peter Clausen. Er machte sie an der zukünftigen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes und Industriestandortes Bielefeld fest. Clausen: »Es gibt erhebliches Zukunftspotenzial in Bielefeld im Bereich erneuerbarer Energien. Die Sparte wächst enorm und bietet am Standort erhebliche Anknüpfungspunkte.« Bestes Beispiel Solartechnologie, wo die Stadt Bielefeld auf Landes- und Bundesebene Spitzenplätze einnimmt, mit Herstellern, Energieproduzenten und Hochschulen gut ausgestattet ist.
In seinem Thesenpapier ganz oben nennt Clausen deshalb die Forderung nach einer neuen Definition der Wirtschaftsförderung in Bielefeld. Clausen: »Wir müssen dieses Aufgabenfeld in der Stadt überdenken. Genau genommen müssen wir den Bereich erneuerbarer Energien zum Mittelpunkt der Wirtschaftsförderung machen.« Clausen präsentierte in diesem Zusammenhang bereits ein acht Punkte umfassendes Programm, um den Sektor der Thermie besser zu fördern und zu regeln, Potenziale im Oberzentrum zu analysieren und sämtliche verfügbaren Daten über den Bestand zu sammeln und auszuwerten.
Nach Einschätzung von Clausen sollte man bei der Fortbildung auf Institutionen wie HdT und Hersteller Schüco, auf Bau- und Bauvergabebereich, Anlagenhersteller, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zurückgreifen. Forschungsaufträge heimischer Unternehmen wie Schüco, betont der Politiker, sollten verstärkt von Bielefelder Einrichtungen bedient werden. Die Akquisition von Fördermitteln aus Bund, Land und EU für Unternehmen und Privathaushalte sollte bei der Stadt koordiniert werden. Ralf Nettelstroth sieht wichtige Umweltthemen vor Ort in der Problematik Lärm und Luft, im Regulierungsbedarf vor dem Hintergrund aktueller Grenzwerte. Wirtschaftsförderung, so Nettelstroth, ist in erster Linie Bestandspflege.

Artikel vom 25.03.2005