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Ein Wettimpuls setzt
Mr. Fogg in Bewegung

Die Jugendbuch-Reihe vom WESTFALEN-BLATT - Folge 5

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die neue Jugendbuch-Reihe vom WESTFALEN-BLATT ist ein Riesenerfolg. In den Geschäftsstellen ist die 14-bändige Edition ein Renner. Auf der Kulturseite werden in loser Folge die einzelnen Titel vorgestellt. Im fünften Teil geht es heute mit Jules Verne »In 80 Tagen um die Welt«.
Bunt ist die Welt - davon kündet schon der Einband.

Wir denken uns eine physikalische Masse, versetzen ihr einen Impuls, der sie in eine kreisförmige Bahn zwingt, und lehnen uns entspannt zurück. Wenn wir die Gesetze der Mechanik anwenden, wenn wir Zentrifugal- und Gravitationskraft wirken lassen, sollte die Masse irgendwann wieder an ihrem Ausgangspunkt anlangen.
Das also ist die Reise »In 80 Tagen um die Welt«: ein Physikexperiment. Jules Verne (1823-1905) hat das technische Wissen seiner Zeit in phantasievolle Handlung umgemünzt. Sein Publikum, das im fin de siècle nach Millionen zählte, gierte nach wissenschaftlichen Themen.
Natürlich kommt dem Tüftler der Moderne immer etwas dazwischen: der Mensch. Die physikalische »Ruhemasse« namens Phileas Fogg, die in kinetische (Bewegungs-)Energie umgewandelt wird, und zwar mittels eines Wettimpulses, könnte ein Lied davon singen, wie menschliches Wollen den Lauf einer gut geölten Maschinerie zu stören vermag. Was ist schon ein Eisenbahnfahrplan gegen einen Indianerüberfall? (Heutzutage ersetzt ein Hartmut Mehdorn einen ganzen Stamm aufgebrachter Rothäute . . .)
Mit elf Jahren wäre Klein-Jules aus dem Loire-Hafen Nantes seiner Familie gern davongesegelt; Mama fing ihn noch rechtzeitig wieder ein. Dafür lag dann im nordfranzösischen Amiens ein hübscher Segler, die »Saint Michel II«. An Bord ließ sich Jules Verne zu seinen Abenteuern inspirieren, und die Franzosen wollen den Kahn jetzt nachbauen.
Die originale »Saint Michel II« gibt es nämlich nicht mehr, genauso wenig wie die »Carnatic«, mit der Fogg nach Yokohama schippert. Genauer gesagt: Als der Gentleman 1872 an Bord ging, lag sie schon seit drei Jahren auf dem Meeresgrund - da hat der penibel recherchierende Jules Verne ausnahmsweise nicht aufgepasst.
Die Lokalitäten in London passen besser: Zwar ist Savile Row N¼ 7 (»Gossard House«) ein 70er-Jahre-Bau, aber die Zeit (30 Minuten), die man zu Fuß bis zum »Reformclub« (Pall Mall 104) braucht, passt genau - und den Club gibt es heute noch. »No public, no women«, lautet das eherne Gesetz, aber sonst sind seine aristokratischen Mitglieder eigentlich ganz liberal.
Übrigens: Am Weg liegt ein Lädchen, in dem seit 1787 erstklassige Zigarren verkauft werden. Ob Phileas Fogg gelegentlich eine exquisite Havannna in Brand gesetzt hat, ist nicht ganz sicher, andererseits: Sherry und eine Partie Whist alleine können auf die Dauer nicht überzeugen.
Jeder Titel der 14-teiligen Jugendbuchreihe kostet 2,95 Euro. Wer die komplette Edition kauft, zahlt nur 35,40 Euro - zwei Bände gibt es also gratis. Und das Beste: Die Bücher sind in allen WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen sofort zu haben, ohne Wartezeit.

Artikel vom 29.03.2005