25.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lämmer gibt's erst im April

Schäferei Bethel hält die größte Herde im weiten Umkreis

Von Elke Wemhöner und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld(WB). Der Nachwuchs zählt bereits 700 Köpfe, die Herde der Schäferei Bethel vergrößert sich damit auf 1 900 Tiere. Und im nächsten Monat rechnet Schäfermeister Volker Derbisz wieder mit Neuankömmlingen; schätzungsweise weitere 700. Richtige Osterlämmer wird es dieses Jahr nicht geben. Ostern liegt zu früh.

Die Schäferei Bethel, Teil der Forstverwaltung des großen diakonischen Unternehmens, hat die größte Herde weit und breit. Darin steckt die Aufbauarbeit von Volker Derbisz, der vor sechs Jahren mit 200 Tieren angefangen hat. Der Schäfermeister setzt auf das »Coburger Fuchsschaf«, eine alte Landrasse. Zusammen mit dem Tierwirt Andreas Eisenbarth kümmert er sich um die 1 200 Muttertiere.
Die Bethel-Schafe haben verschiedene Aufgaben: als »lebende Rasenmäher« sorgen sie dafür, dass das Gras bestimmter Areale kurz gehalten wird. Die Vierbeiner sind nicht nur auf den Flächen der Anstalten Bethel im Bielefelder Süden im Einsatz. An der Trasse der Überlandleitungen im Bereich Lämershagen/Sennestadt »arbeiten« sie viel besser als Maschinen. Im Auftrag der Stadt Bielefeld sorgen die »Coburger Füchse« auch dafür, dass das Gras im Landschaftsschutzgebiet Lämershagener Berg oder auf der Galgenheide am Bauernhausmuseum kurz bleibt. Und im Winter werden die Äcker von Bauern »abgehütet«, wie Schäfermeister Derbisz es nennt.
Auch die Schafzucht erfolgt unter Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit. Die Schäferei Bethel behält einen Teil für die Verjüngung der Herde, einige Tiere werden auch von Interessenten gekauft, die sich auf dem eigenen Grundstück ein paar Schafe halten wollen. Der Rest aber wird als Fleisch direkt vermarktet. Wer Interesse am Lammfleisch oder Wurstprodukten hat, wendet sich an das Forsthaus, Tel. 144 39 84, oder an den Hofladen am Quellenhofweg 102.
Auch wenn Volker Derbisz von Berufs wegen ein sachliches Verhältnis zu den Tieren pflegt, an den Lämmern hat auch er seine Freude. »Wenn es mir keinen Spaß machen würde, wäre ich nicht hier«, sagt er lächelnd. Aber er legt Wert darauf, dass es sich bei Schafen um domestizierte Wildtiere handelt. Diese müssen artgerecht gehalten werden, mit dem richtigen Maß an Pflege. Und das bedeutet Aufenthalt im Freien (»Ihre Wolle ist der beste Pullover und schützt bestens vor Kälte«), Selbstversorgung (nur Salz und Kalk werden angeboten; getränkt werden sie allenfalls, wenn das Gras völlig ausgetrocknet ist) und eigenständiges Lammen (statistisch gibt es pro Muttertier 1,5 Junge). »Bei einer von 100 Geburten ist mal Hilfe nötig. Ansonsten machen die Muttertiere alles allein.«
Eine Schonzeit im Stall wird den Schafen aber dennoch zugestanden. Und wenn die Kleinen kräftig genug sind, geht es hinaus. Das erste Mal auch im Transporter, denn für einen Marsch über mehrere Kilometer sei die Muskulatur noch nicht stark genug, erläutert Schäfermeister Derbisz, der mit der Herde sonst über öffentliche Verkehrswege zieht.

Artikel vom 25.03.2005